Düsseldorf-Oberkassel Der neue Radweg erntet Tadel

Eine Umfrage zeigt: Das Angebot kommt an. Viele Radler fühlen sich aber unsicher, weil eine Abgrenzung zu den Autos fehlt.

Düsseldorf-Oberkassel: Der neue Radweg erntet Tadel
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Der neue Radweg auf der Oberkasseler Brücke ist fertig. Ab sofort können Radfahrer auf der Brücke einen jeweils 1,60 Meter breiten Streifen direkt auf der Straße nutzen. Nach dem massiven Protest aus dem Linksrheinischen hat die Verkehrsverwaltung allerdings klein beigegeben: Niemand muss auf die Straße zum Radeln. Wer will, kann auch weiterhin auf dem Gehweg bleiben.

Die WZ wollte wissen, wie die neue Verkehrsführung, die immerhin 214 000 Euro gekostet hat, angenommen wird. Das Echo ist geteilt.

Manfred Deiners (Name geändert) fährt mit seinem Rad auf dem neuen Streifen. „Wenn viel Verkehr ist, würde ich es allerdings nicht wagen, auf der Straße zu fahren. Sobald Autos sich auf der Brücke überholen, ist man als Radfahrer ausgeliefert. Ein Vorteil besteht doch nur für die Fußgänger.“

Der Mann hält an und lässt seinem Ärger freien Lauf: „Das ist ein völlig sinnloser Radweg. Ein Prestige-Projekt der Stadt. Ich komme aus Eller. Dort gibt es viele abgebrochene Radwege. Dort müsste man eher etwas tun als auf der Brücke. Hier gibt es so wenig Fußgänger, dass sie durchaus neben den Radfahrern existieren können.“

Vanessa Winterhoff findet den Radweg dagegen „super“. Das Radeln sei „viel entspannter“ — auf dem Gehweg habe man ständig klingeln müssen. Dass der neue Streifen nicht auf der Fahrbahn der Luegallee weitergeführt wird, müsse man wohl akzeptieren: „Ein Radweg auf der Luegallee wäre nur Chaos.“

Bärbel Köpping fährt mit einer Gruppe Gleichgesinnter Kolonne — auf dem Schutzstreifen. Aber sie hat deutliche Kritik parat: „Warum gibt es denn bloß die Absperrung zu den Fußgängern und nicht zur Straße? Die Fußgänger bilden doch keine Gefahr, sondern die Autofahrer.“

Auch Angelika Rothe fährt nun auf der Straße. Sie erklärt: “Wer fit ist, viel Fahrrad fährt und sich sicher fühlt, für den ist der neue Radweg gut. Aber man sollte sich eine Neonweste anziehen, damit einen die Autofahrer auch sehen, denn die Radfahrer sind ja immer im Hintertreffen.“

Sie findet es schön, dass man überhaupt einmal an Radfahrer denkt, schränkt aber ein: „In manchen Stadtteilen ist es ganz unmöglich, Rad zu fahren. Dort müsste etwas getan werden.“

Aber nicht alle Menschen nehmen den neuen Radweg an. Ein Vater mit seinen Kindern radelt auf dem Gehweg. Ebenso Fatima Dawood, die gerade in Oberkassel eingezogen ist. Sie fühle sich auf dem Gehweg sicherer, nutze ihn aber auch, weil sie auf dem neuen Radweg erst auf die andere Straßenseite müsste. Das sei zu umständlich.

Der Ortstermin zeigt aber auch: Zu Konflikten kommt es jetzt mitunter am Ende des neuen Radweges. Ein Radler kommt rasant auf dem neuen Streifen angefahren und muss sich dann in den bisherigen Fuß- und Radweg am Ring einfädeln. Beinahe stößt er dabei mit einem Fußgänger zusammen. Passant Rainer Schmidt wundert sich, weil es an der Ampel keine rote Markierung gibt.

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