Dicke Luft in Düsseldorf: Wird die Umweltzone größer?

Die Qualität der Luft ist weiter vielerorts miserabel. Nun wird auch über das Aussperren von Autos mit gelber Plakette diskutiert.

Düsseldorf. Zweieinhalb Jahre nach Einführung der Umweltzone in Düsseldorf muss die Stadt quasi den Offenbarungseid leisten. Was bisher geschehen ist, um die Luft in der Stadt zu verbessern, hat kaum gefruchtet, noch immer sind viel schädlicher Feinstaub und Stickstoffoxide in der Luft.

Nun werden Verschärfungen diskutiert wie eine Vergrößerung der Umweltzone. Dabei stellt sich auch die Frage: Wieso sind lange geplante Maßnahmen wie die Abschaltung der Dieselaggregate von Rheinschiffen noch immer nicht umgesetzt?

Zwar spricht die Bezirksregierung von einer „deutlichen Reduzierung der Feinstaubbelastung“ über die letzten Jahre. Ausgenommen davon wird aber die Corneliusstraße. Hier wurden die Grenzwerte für Feinstaub im Vorjahr 48 Mal überschritten, die EU setzt 35 Überschreitungen als Toleranzgrenze an. Und im laufenden Jahr hat es schon jetzt 35 Überschreitungstage gegeben.

Genauer betrachtet ist die Corneliusstraße aber keine Ausnahme: Dorotheen- und Ludenberger Straße liegen im laufenden Jahr bei 27 bzw. 29 Überschreitungstagen — und beide liegen nicht einmal in der Umweltzone. Über andere Verkehrsachsen wie die Merowingerstraße gibt es nicht einmal Daten.

Deshalb nimmt nun die Diskussion über eine Vergrößerung der Umweltzone wieder Fahrt auf. In ersten Gesprächen, welche Stadt und Bezirksregierung vor kurzem wieder aufgenommen haben, wurde auch dieses Thema angeschnitten. Offenbar ist aber nicht an eine großflächige Ausweitung gedacht, wie sie zum Beispiel Norbert Czerwinski von den Grünen fordert. Er schlägt vor, die Stadt einfach komplett zur Umweltzone zu erklären.

Die Überlegungen der Bezirksregierung klingen dagegen zurückhaltender. Von einer „Ausdehnung unter Einbeziehung weiterer Belastungsschwerpunkte wie Lastring oder Ludenberger Straße“ ist in der dortigen Pressestelle die Rede. Ein weiterer sensibler Punkt, auf den die Grünen drängen, ist der Ausschluss von Autos mit gelben Plaketten.

Nach jüngsten Zahlen der Stadt gibt es davon in Düsseldorf noch über 20 000 Fahrzeuge, davon rund 16 400 Pkw. Zum Vergleich: 252 000 Autos haben eine grüne, 4000 eine rote Plakette.

Berlin zum Beispiel hat Pkw mit gelben Plaketten ausgeschlossen. Umweltschutzverbände loben die Stadt dafür und bescheinigen ihr eine deutlich verbesserte Luftqualität. Angesprochen wurde das Thema hier auch schon, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung. Doch mit einer Umsetzung vor 2013 sei nicht zu rechnen. Zunächst muss der Luftreinhalteplan geändert werden.

Umweltdezernentin Helga Stulgies will die Gespräche mit der Bezirksregierung nicht kommentieren. „Es wird im Oktober einen Termin geben, an dem wir einen Katalog von Maßnahmen vorlegen.“ Eine abschließende Meinung über konkrete Schritte gebe es in der Stadtverwaltung aber noch nicht. Allerdings werden seit Jahren auch Maßnahmen jenseits des Autoverkehrs diskutiert. Harsche Kritik übte jetzt der SPD-Verkehrspolitiker Martin Volkenrath: „Selbst einfache Vorschläge wie eine Landstromversorgung entlang des Rheinufers für die Hotelschiffe werden nicht umgesetzt.“ Dort laufen stattdessen weiterhin Dieselaggregate.

Helga Stulgies kündigt eine baldige Lösung an: „Das ist nicht so einfach umzusetzen, wir müssen zum Beispiel auch den Denkmalschutz am Rheinufer einbeziehen. Zudem ist die Finanzierung noch nicht geklärt.“ Zurzeit würden aber Gespräche mit Stadtwerken und Häfen geführt. Zudem sei eine Vorlage auf dem Weg in den Rat, die den Feinstaubausstoß von Brennöfen verringern soll.

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