Die Fahrradwerkstatt der Caritas ist Geschichte

Der Wohlfahrtsverband musste seine Einrichtung an der Völklinger Straße schließen, weil die Zuschüsse fehlten.

Düsseldorf. Fahrräder, Zubehör und Werkzeug wohin der Besucher blickt, auf dem Boden, an der Decke. Die Luft riecht schwer nach Gummi und Öl, mittendrin berät Hans Pohl eine Kundin mit ihrer Tochter. „Für mich ist die Arbeit hier erfüllend, sie baut mich auf“, sagt Pohl. Zwei Jahre arbeitete der 59-Jährige in der Rollstuhl- und Fahrradwerkstatt der Caritas an der Völklinger Straße. Dort bot das Caritas-Referat der Beruflichen und Sozialen Integration Langzeitarbeitslosen eine Perspektive, bezuschusst durch die Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. „Ich hatte hier das erste Mal nach langer Zeit einen Job und abends das Gefühl, etwas getan zu haben.“

Doch damit ist jetzt Schluss. Am vergangenen Montag hat die Fahrradwerkstatt ihre Türen für immer zugesperrt. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht und lange gerechnet. Aber der Bereich trägt sich nicht mehr“, sagt René Trenz, Fachgebietsleiter für Berufliche Integration bei der Caritas. Der Grund für das Aus: Der Caritas stehen immer weniger Mittel für die Betreuung der Langzeitarbeitslosen zu Verfügung. Ab 2005 gab es noch 350 bis 450 Euro Förderung pro Teilnehmer bei den Caritasprojekten. „Das war schon grenzwertig wenig“, sagt Trenz. „Jetzt ist die Förderung um bis zu 40 Prozent gesunken. Das reicht nicht, um die Kosten zu stemmen“, sagt Trenz. Hatte die Fahrradwerkstatt mal 25 Mitarbeiter, so waren es zuletzt nur um die 15.

Die Caritas betreibt noch weitere Projekte an der Völklinger Straße. So gibt es das Second-Hand-Kaufhaus „Wertvoll“, eine Möbel-Abteilung, die auch Haushaltsauflösungen anbietet, eine Schreinerei und ein Textil-Bereich. Diese Projekte sollen bestehen bleiben.

„Wir haben die Fahrradwerkstatt geschlossen, um nicht andere Bereiche zu gefährden. Das Kaufhaus muss gerettet werden“, sagt Caritas-Pressesprecherin Cordula Spangenberg. Aber auch die Landschaftsbauer-Gruppe wird dichtgemacht.

Schuld am Ende der Fahrradwerkstatt ist für die Caritas die Instrumentenreform am Sozialgesetzbuch 2 und 3, verkürzt dargestellt mit dem Ergebnis: Weniger Geld für Arbeitförderung- und vermittlung. Einen Vorwurf will die Caritas aber dem Düsseldorfer Jobcenter nicht machen: „Die versuchen alles, setzen aber auch nur Bundespolitik um. Schade ist, dass sich die Stadt raushält. Frankfurt nimmt richtig Geld für solche Projekte in die Hand“, sagt Trenz. Die Stadt betreibt allerdings auch eine eigene Radstation am Hauptbahnhof, betrieben von ihrer gemeinnützigen Tochtergesellschaft Zukunftswerkstatt Düsseldorf.

Bitter ist die Schließung vor allem für Mitarbeiter wie Hans Pohl: „Es hat hier für mich gepasst, ich war zufrieden. jetzt muss ich zum Amt“, sagt Pohl. Alle durch Maßnahmen beschäftigte Mitarbeiter werden jetzt im Kaufhaus „Wertvoll“ weiterarbeiten, solange ihre Mittel bewilligt sind. Die fest angestellte Sozialpädagogin, die das Projekt betreute, wechselt innerhalb der Caritas auf einen neuen Posten. Auch Wolfgang Gwalik, Technischer Leiter der Einrichtung, hat eine neue Arbeit gefunden. Trotzdem: „Es ist einfach bedauerlich“, sagt Spangenberg.

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