Die Stadt als Spielverderber: Keine Schlösser für die Liebe

In Köln und vielen anderen Städten sind die Vorhängeschlösser Sehenswürdigkeiten. In Düsseldorf lässt die Stadt sie entfernen.

Düsseldorf. Von Paris bis Peking, von Kiew bis Köln. In beinahe jeder Großstadt rund um den Globus hat sich ein Trend im wahrsten Sinne des Wortes festgekettet: die Liebesschlösser. Ob an Brückengeländern, Poller-Ketten oder Straßenlaternen — überall finden Verliebte Orte, um Vorhängeschlösser mit ihren Initialen als Zeichen ewiger Treue anzubringen. Auch in Düsseldorf.

Wegen der Vorhängeschloss- feindlich dicken Geländer der Rheinbrücken haben sich Tina und Jens am Treppengeländer zum Aufgang zur Oberkasseler Brücke verewigt. Auf der Rheinkniebrücke behalfen sich vier Freundinnen mit einem Fahrradschloss, um ihrer Freundschaft ein Denkmal zu setzen. Im Hofgarten nutzen jetzt Liebende die Goldene Brücke.

Während in Düsseldorf erst zarte Auswüchse dieses Trends zu sehen sind, hat sich die Schlosssammlung an der Hohenzollernbrücke in Köln längst zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Touristen stehen staunend vor dem wahrscheinlich bestabgeschlossenen Drahtgeländer der Welt.

Dass die Düsseldorfer ihrer Stadt auf diese Weise ebenfalls ein Denkmal setzen, ist allerdings unwahrscheinlich: Die Stadt lässt die Liebesschlösser regelmäßig entfernen. „Die Sicherheit und Funktion von Brückengeländern muss gewährleistet sein“, sagt Andrea Blome, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement. „Wenn wir ein Schloss erlauben, kommen immer mehr dazu.“ So wie an der Hofgarten-Brücke, wo sich bisweilen eine Hand voll Liebeszeugen findet. „Wir entfernen die Schlösser. Die historische Brücke ist denkbar ungeeignet für so etwas“, sagt Thomas Eberhardt-Köster vom Gartenamt.

Doch es gibt auch Befürworter in den Reihen der Stadtverwaltung. Eine Service-Kraft des Gartenamts schaut im Hofgarten traurig auf das Schloss mit der Inschrift „S+M“ und sagt: „Das ist doch schade, dass die wieder abgemacht werden. Solche Liebesbeweise sind doch eine schöne Sache.“ Die Frau meint, dass die Stadt eine offizielle Stelle für Liebesschlösser einrichten sollte.

Dieser Idee ist Stadtbildpfleger Rolf Töpfer von den Düsseldorfer Jonges zugetan. Allerdings gibt er auch zu bedenken: „Der Hofgarten steht nun mal unter Denkmalschutz.“

In der Stadtpolitik gehen die Meinungen über eine Düsseldorfer Liebesbrücke auseinander. Kulturausschuss-Mitglied Alexander Fils (CDU) sagt zwar, es lasse sich bei „überzeugenden Standorten über alles diskutieren“, aber er hält die Liebesschlösser für „problematisch bis kitschig“: „Vielleicht ist das etwas, was man besser in Köln lässt.“ Der CDU-Politiker hält Wiesen, auf denen Hochzeitspaare Bäume pflanzen können für produktiver.

Seine Ausschuss-Kollegin von den Grünen, Clara Deilmann sagt: „Wenn sich das mit den Schlössern etabliert habe ich nichts dagegen.“ Erst einmal müssen die Liebespaare aber bis auf Weiteres noch kontrollieren, ob ihr Schloss noch da ist. Und so ein Spaziergang über Rheinbrücken oder durch den Hofgarten kann ja auch sehr romantisch sein.

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