Driver Manager beim Open Source Festival: „Wir machen fast alles möglich“

Als „Driver Manager“ koordiniert Tobias Rösgen die Fahrten von 30 Künstlern. Liefe alles nach Plan, bräuchte es ihn gar nicht.

Driver Manager beim Open Source Festival: „Wir machen fast alles möglich“
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Den besten Job macht Tobias Rösgen (29), wenn ihn niemand wahrnimmt. Wenn keiner merkt, dass er arbeitet. Verliert er den Überblick, verschiebt sich der gesamte Ablauf. Ein Fehler, maximale Wirkung. Einmal falsch kalkuliert — und eine Band kommt womöglich zu spät zum eigenen Auftritt.

Samstagnachmittag, Rösgen steht auf dem Gelände der Grafenberger Galopprennbahn. In der Linken hält er ein Klemmbrett, die Rechte fasst das Funkgerät am Hosenbund. „Tobias hört“, sagt er ins scheppernde Bakelit-Gehäuse. Nebenher begrüßt er zwei Freunde mit Handschlag. „Alles gut mit den Fahrten?“, fragt der eine. „Alles gut“, sagt Rösgen. Alles gut — bis jetzt.

Zwei Crew-Mitglieder von Hercules & Love Affair wollen nochmal ins Hotel, ehe die Band am Abend auf der Hauptbühne des Festivals das Publikum zum Tanzen bringt. Kurz frisch machen, dann wieder aufs Gelände, das ist ihr Plan. Rösgens Plan war ein anderer. Jetzt tippt er auf sein Handy: „Martin, bist du auf dem Gelände?“ Ist er. Martin bringt die beiden zum Hotel. Spontaneität als Maxime.

Eigentlich bräuchte es den Job von Tobias Rösgen nicht. Alles ist seit Tagen geplant: Welcher Künstler wird von wem wann wohin gefahren. Rund 30 Künstler, Bands, DJs und ihre Crews betreut Rösgen. Flughafen, Hotel, Rennbahn, Hotel, Flughafen. Müsste funktionieren. Steht schließlich minutengenau auf dem Klemmbrettblatt. Allein: Einige Flugzeuge verspäten sich. Und die Sonderwünsche der Musiker. Ein Teil der Max-Herre-Crew ist gerade Sushi essen. Douglas Dare möchte am Abend nochmal zum Schauen aufs Festivalgelände. Herre selbst will jetzt vom Hotel abgeholt werden. An den Plan in seinen Händen hält sich kaum jemand. Deshalb braucht es ihn: Tobias Rösgen, den „Driver Manager“. „Wir machen fast alles möglich.“ Das klappt — fast immer.

Als das neunte Open Source Festival am Samstag über die Bühne geht, behält Rösgen den Überblick über alle Fahrten. Jede Fahrt, die am Gelände ankommt, hat er im Auge. Vier Fahrer sind den ganzen Tag über im Einsatz, Rösgen koordiniert sie.

16.10 Uhr: Ein Konzertbeginn steht auf der Kippe. Hercules & Love Affair — schon wieder. Ein Bandmitglied landet erst um 18.25 Uhr am Flughafen, Stagetime ist um 19.30 Uhr. „Das wird knapp“, sagt Rösgen, während er zum Künstlereingang geht. Den Stress nimmt der gelernte Veranstaltungs-Kaufmann gelassen. Er ist seit dem ersten Festival vor neun Jahren dabei, erst beim Bühnenaufbau, wenig später als „Driver Manager“. Am Eingang empfängt er Afrob — weites Shirt, schwarze Cap, fette Kopfhörer —, der später zusammen mit Max Herre und knapp 20 anderen Musikern auf der Bühne steht.

Kurz drauf im Produktionsbüro, der Schaltzentrale des Festivals. Der Schreibtisch — ein Mosaik aus Energy-Dosen, Unterlagen, Macbooks und belegten Brötchen. Von hier aus behält auch Rösgen den Überblick. Sind die Flüge pünktlich? Welcher Fahrer ist unterwegs? Wo sind die Künstler gerade?

Hercules & Love Affair stehen schließlich um punkt halb acht auf der Bühne. Wie auch sonst jeder Act seinen Auftritt pünktlich beginnt. Das ist nicht nur Rösgens Verdienst, sondern der unzähliger Festivalmitarbeiter. Der „Driver Manager“ hat allerdings erheblichen Anteil daran. Ein Anteil, von dem am Samstag niemand etwas mitgekriegt hat.

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