Düsseldorfer Ärzte machen Migräne-Patienten Hoffnung

Anstatt mit Medikamenten arbeitet Prof. Vesper mit Stromstößen, um Schmerzen zu lindern.

Düsseldorf. Im Jahr 2005 wusste Martina Beuker nicht mehr, wie es weitergehen soll. Die damals 41-Jährige war am Ende, mürbe von den immerwährenden Schmerzen in ihrem Kopf, die sie plagen, seitdem sie 14 Jahre alt ist. Alles hatte sie im Laufe der Jahre versucht, war zu Ärzten verschiedenster Fachrichtungen gerannt und hatte alle möglichen Medikamente geschluckt. Doch nichts half gegen die 15 bis 20 Migräne-Attacken, die sie pro Monat erlebte. Nun war sie am Ende, litt unter Depressionen, die ihre ganze Familie runterzogen. „Ich war kurz davor, meinen Job zu schmeißen“, erinnert sich die Polizistin.

Sieben Jahre später ist davon nicht mehr viel zu spüren. Wer Martina Beuker heute trifft, erlebt eine völlig andere Person. Die 48-Jährige hat wieder Spaß am Leben, an der Arbeit, mit der Familie. Sie geht mit dem Hund raus, wuselt durch ihre Speckstein-Werkstatt und trifft sich wieder mehr mit Freunden.

Ermöglicht hat ihr das eine neue Therapie des Zentrums für Neuromodulation der Uniklinik Düsseldorf. Anstatt mit Medikamenten zu arbeiten, setzt der Leiter des Zentrums, Professor Jan Vesper, auf leichte Stromstöße durch einen Schrittmacher bei der Behandlung von Migräne-Patienten, denen Schmerzmittel und andere Pharmazeutika schon lange nicht mehr helfen können.

Die Ursache für Migräne ist häufig eine Überaktivität des Hirnstamms. „Diese findet in so tiefen Hirnzentren statt, dass sie von außen nicht zugänglich ist“, erklärt Jan Vesper.

Also konzentriert sich die Behandlung nicht auf die Ursache an sich, sondern auf den Schmerz. Da dieser über das Nervensystem übertragen wird, werden die Nerven am Hinterkopf mit schwachen elektronischen Impulsen stimuliert. Die werden dann an das Hirn weitergeleitet, um die Schmerzausbreitung im Gehirn zu unterdrücken.

Die leichten Stromstöße kommen von einem kleinen Gerät, das einem Herzschrittmacher ähnelt. Es wird in den Rücken eingesetzt und durch ein Kabel unter der Haut mit dem Hinterkopf verbunden. „Man merkt das nur an den ersten Tagen, danach hat man sich daran gewöhnt“, sagt Martina Beuker, die die Operation im September hinter sich gebracht hat. Das Ergebnis hat sie selbst überrascht. Nachdem es in den ersten vier Wochen keine spürbare Verbesserung gab, lebt sie nun so schmerzfrei wie seit der Kindheit nicht mehr. Das merkt ihr Umfeld: „Freunde sagen mir, dass ich so entspannt wirke, wie lange nicht mehr.“ Und sie spürt es selbst. „Wenn es so bleibt, ist das eine super Sache. Ich kenne die andere Seite, ein Leben mit ständigen Schmerzen, und ich will sie nicht wieder erleben.“

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