Düsseldorfer Knast in Ratingen

In einem Jahr ist der Neubau fertig. Ratingen wollte seinen Namen dafür lieber nicht hergeben.

Düsseldorf. In gut einem Jahr ist es so weit: Das Gefängnis zieht aus der Ulmer Höh’ aus, mit Bussen werden etwa 500 Häftlinge in ihre neuen Zellen gebracht. Einen Tag nur soll die Aktion dauern. Am Morgen des 3. Februar 2012 wachen die Insassen noch an der Ulmenstraße auf. Am Abend gehen sie dann zu Bett in . . . Ratingen. Denn die neue „JVA Düsseldorf“ entsteht derzeit an der Oberhausener Straße auf dem Gebiet der Nachbarstadt.

Jahrelang hatte das NRW-Justizministerium um das Ratinger Gelände gerungen, bis die Entscheidung für den Gefängnisneubau 2006 unter Dach und Fach war. Auf Anfrage erklärt das Ministerium: „Unter Berücksichtigung der Grundstücksanforderungen hat sich das frühere Militärgelände in Ratingen als am besten geeignet erwiesen.“ Es ging um Größe, Anbindung, Beschaffenheit — und Verfügbarkeit. Das Gelände war damals eine Brache. Doch die Ratinger stellten sich lange quer.

„Uns hat das Bauchschmerzen bereitet“, sagt der Ratinger Kämmerer Klaus Pesch. „Diese Fläche war bei uns als sehr interessante Gewerbefläche im Blick.“ Und Gewerbesteuer lässt sich mit einem Knast nicht einnehmen. Das Land erteilte schließlich der Stadt die Erlaubnis, als Ersatz andere Flächen als Gewerbegebiet zu entwickeln, die dafür ursprünglich nicht vorgesehen waren. „Da haben wir aber bis jetzt keine Flächen gefunden“, sagt Pesch. „Das ist die Kröte, die wir schlucken mussten.“

Immerhin kann er heute dennoch sagen: „Wir haben ein gutes Geschäft gemacht.“ Die Stadt kaufte das Gelände für fünf Millionen Euro vom Bund. Die Hälfte davon bekam sie vom Land als Einmalzahlung direkt zurück, hinzu kommen laut Pesch jetzt rund 230 000 Euro Erbbauzins pro Jahr.

Die Kröte, welche die Stadt dann aber nicht mehr schlucken wollte, war die mit Namen „JVA Ratingen“. Es war laut Klaus Pesch der erste Punkt, den man mit dem Ministerium abhakte — um Ratingens Bevölkerung und Politik nicht gleich zu verschrecken. „Wir wollten die Diskussion von der ,Bauch-Ebene’ weghalten“, erklärt der Kämmerer. Und der Begriff JVA habe nun einmal eine „emotionale Vorbelastung“. Allerdings käme „der gemeine Ratinger“ dort ohnehin so gut wie nie hin, erreichbar sei das Gebiet allein über Düsseldorfer Stadtgebiet.

Gefängnisleiter Bernhard Lorenz ist wohl egal, ob er mit seinen Mitarbeitern und den Insassen im kommenden Jahr in eine JVA Düsseldorf oder Ratingen einzieht. Die Logistik beschäftigt ihn mehr als genug. „Wir sind in heftigen Planungen. Das läuft auf Hochtouren jetzt das ganze Jahr über“, erklärt er. Lorenz wird froh sein, wenn der Umzug gelaufen ist. Obwohl er auch das Ende der Ära Ulmer Höh’ bedeutet. „Aber irgendwann bekommt auch die neue Anstalt ihre Geschichte“, sagt er. Und vielleicht findet der Volksmund für das neue Düsseldorfer Gefängnis ja auch einen ganz anderen Namen.

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