Düsseldorfer überwacht für Olympia Vulkane in Island

Im Fall eines Ausbruchs während der Spiele soll Konradin Weber den Luftraum über London auf Asche untersuchen.

Düsseldorf. April 2010. Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull bricht aus, eine gigantische Aschewolke schwebt über Europa. Am Düsseldorfer Flughafen geht nichts mehr, alle Flieger bleiben am Boden. 50 gestrandete Fluggäste übernachten auf Feldbetten neben den Gepäckbändern, die Hotels der Stadt sind übervoll. Gleichzeitig ist der Düsseldorfer Konradin Weber in der Luft.

Der Professor für Umweltmesstechnik an der FH misst von einem Propellerflugzeug aus die Aschekonzentration über Deutschland. Eine Premiere für ihn und sein Team. Inzwischen gehört er zu den internationalen Experten. Zurzeit überwacht er zu den Olympischen Spielen im Auftrag der britischen Regierung die Aktivität von Vulkanen in Island.

Messungen, was in der Luft so unterwegs ist, sind für Konradin Weber seit langem Alltagsgeschäft. „Am Boden machen wird das seit über zehn Jahren. Das können wir gut“, erklärt der Professor. „Als der Eyjafjallajökull ausgebrochen war, haben wir das System dann in die Luft gebracht.“

Und die Experten stellten schnell fest, dass die Asche sich keineswegs so flächendeckend ausbreitete, wie angenommen wurde. Die Erfahrungen flossen in eine Verbesserung der Modelle ein. Deshalb wurde, als im vergangenen Jahr der Grimsvötn ebenfalls in Island ausbrach, der Flugverkehr wesentlich früher wieder aufgenommen.

Die Messtechnik der Düsseldorfer wurde auch direkt vor der Haustür erprobt. „In der Corneliusstraße haben wir eine ganze Zeit gemessen“, sagt Weber. Wie die Stadt misst die Fachhochschule dort Feinstaub. „Aber wir messen eher forschungsgerichtet.“

Es geht also nicht um eine Überschreitung der Grenzwerte, sondern etwa um die verschiedene Konzentration des Staubs im Innenhof und an der Straße sowie in verschiedenen Höhen. Mit Studenten und Forschern reist Konradin Weber aber auch regelmäßig zum Vulkan Teide auf Teneriffa, zum Ätna, zum Vulcano, dem Stromboli. „Ich mache das sehr gerne“, sagt der Professor.

Beim Ausbruch 2010 befestigte er seine Messinstrumente dann einfach in einer Gondel unter der Tragfläche eines Propellerflugzeugs — Propellern kann die Asche im Gegensatz zu Turbinentriebwerken nicht viel anhaben. Die kleine Sonde nahm Partikel aus der Luft auf und gab alle sechs Sekunden eine genaue Aufstellung heraus, was sie gefunden hatte. „Mit dem Flugzeug sind wir jetzt in der Lage, ganz andere Dimensionen aufzustoßen“, sagt Weber. „Inzwischen fliegen wir viele Dutzend Mal im Jahr.“

Während der Olympischen Spiele musste er noch nicht ins Cockpit. Sein Team und er sind aber vier Wochen lang in Bereitschaft und verpflichtet, im Fall eines Ausbruchs binnen 24 Stunden in der Luft zu sein, um zu prüfen, ob die Aschekonzentration über London bedrohliche Ausmaße annimmt. Weber kooperiert mit einem kleinen Flugunternehmen: „Die halten ein Flugzeug warm für uns.“

Gefahr könnte wiederum von Island ausgehen. „Dort sind mehrere Vulkane mit Anzeichen auf Aktivität, wo man vermutet, dass sie in naher Zukunft ausbrechen könnten.“ Eine Sperrung des Luftraums während der Spiele wäre für die Briten ein logistischer Alptraum.

Einstweilen hat Konradin Weber aber Zeit, von seinem Schreibtisch in der FH aus künftige Herausforderungen zu planen: Gemeinsam mit Schweizer Wissenschaftlern entwickelt er unbemannte Flugzeuge — so genannte Drohnen — mit denen er bei einem Ausbruch direkt in die Aschewolke fliegen könnte. „Das gab es bisher so nicht“, sagt Weber. Aber seine Forscherleidenschaft hat auch andere Interessen beflügelt. Weber lächelt: „Ich habe mich jetzt für den Pilotenschein angemeldet.“

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