Ehrenamt: Von den Niederländern lernen

Aktionstag: Am Sonntag laden Stadt, Land und Liga der Wohlfahrt zum Freiwilligen-Kongress.

Düsseldorf. Ohne sie würde das Jugendfußball-Training ausfallen, könnten sich Kindertagesstätten keine Renovierung der Gruppenräume leisten, könnten Tierheim-Hunde nicht Gassi gehen, gäbe es kein Kirchenblättchen, hätten Spielplätze keine Paten und würden gehbehinderte Senioren nicht wissen, wie sie den Kühlschrank wieder voll bekommen: die Ehrenamtler. In Düsseldorf sind etwa ein Drittel aller Einwohner über 14 Jahren ehrenamtlich engagiert. Damit liegt die Stadt im Bundesdurchschnitt.

Um diesen im Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit zu halten oder sogar noch auszubauen, veranstaltet die Stadt zusammen mit dem NRW-Familienministerium und dem Dachverband der Wohlfahrtsverbände am 4. Dezember im Maritim-Hotel am Flughafen einen Kongress zum Thema Ehrenamt mit dem Titel „Brücken bauen — Gemeinschaft zusammen gestalten“. „Wir haben uns ganz bewusst entschieden, an diesem Tag nicht nur einen Fachkongress, sondern auch ein Bürgerforum zu veranstalten, bei dem die Praktiker zu Wort kommen und zu dem jeder Düsseldorfer eingeladen ist“, sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche.

Ehrenamtler aus allen Bereichen sollen sich austauschen, Sorgen vortragen und Neues über Fördermöglichkeiten erfahren. Menschen, die sich engagieren wollen, bietet der Kongress einen Überblick über die Möglichkeiten bürgerlichen Engagements.

Wie wichtig das Ehrenamt für ein funktionierendes Zusammenleben ist, machte Stefan Fischer, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes und Sprecher der Liga der Wohlfahrt deutlich: „Bei uns helfen allein 8000 Ehrenamtler mit. Sie sind unerlässlich für die Wohlfahrtsverbände.“ Aber andersherum bringe das Ehrenamt den Menschen auch etwas: „Es kann Lücken in der Erwerbsbiographie schließen, das Selbstbewusstsein stärken, Orientierung bei der Berufswahl bieten und natürlich Spaß machen“, sagt Fischer.

Am Sonntag werden aber auch Probleme des freiwilligen Engagements angesprochen: Denn während auch aufgrund der Bevölkerungsentwicklung die Zahl der Helfer im Seniorenalter steigt, geht die der jungen Ehrenamtler zurück. „Das liegt am Ganztag in der Schule, am Wegfall des Zivildienstes als Möglichkeit, Nachwuchs zu rekrutieren und dem Bachelor-Studium“, sagt Fischer. Der Lern- und Leistungsdruck lasse jungen Leuten kaum mehr Zeit für Freiwilligenarbeit.

Auch über die Grenze soll der Blick beim Fachtag gehen, nämlich in die Niederlande. „Dort hat man wesentlich mehr Erfahrung mit dem Ehrenamt, zum Beispiel in Sachen Motivation. Und auch die Engagement-Quoten sind dort höher“, sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Von den Niederländern könne man also noch viel lernen.

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