Düsseldorf-Friedrichstadt Ein Airbus 380 landet in der Jahnstraße

Abheben kann man jetzt auch ganz bodenständig: Im Flugsimulator können Laien das Fliegen üben. Ein Selbst-Test.

Düsseldorf-Friedrichstadt: Ein Airbus 380 landet in der Jahnstraße
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Auf der rechten Seite sind die Hallen des Flughafens mit den davor geparkten Maschinen zu erkennen, links grüne Wiesen. Geradeaus: die Startbahn. „Jetzt den Schubhebel langsam nach vorne drücken“, sagt Co-Pilot Arman Roland Völker und gibt erste Anweisungen. Zuvor hat er das Cockpit des A 380 erklärt. Mir, seinem Kapitän. Denn gerade hab ich hier die Mütze auf, zumindest für eine Stunde „Erlebnisflug“ im Flugsimulator von I-Pilot. Die europäische Kette professioneller Flugsimulatoren hat in der Düsseldorfer Innenstadt andockt. Erstmals mit einem A 380.

Langsam rolle ich über die Startbahn. Als das Signal zum Abheben ertönt, ziehe ich die gut 275 Tonnen (Leergewicht!) behutsam in die Höhe. Denn das habe ich schon gelernt, als ich in Spanien einen „Private Pilot“-Kursus absolvierte: Die Steuerung eines Flugzeuges reagiert auf den kleinsten Impuls. Zu starkes Gegensteuern ist ein typischer Anfängerfehler.

Ruhig erreichen wir die Reiseflughöhe. Im Simulator gibt es keinen Seitenwind, keine Turbulenzen. Der Freizeit-Kapitän kann sich ganz auf sein Flugerlebnis konzentrieren. Deshalb starrt er auch nicht auf die Instrumente, sondern guckt volle Sicht voraus aus dem Panorama-Fenster, das ihm Himmel und Erde vorgaukelt. „Das muss Essen sein“, stelle ich fest, nachdem ich die Autobahn überquert habe. Stimmt!

Bevor wir nach unserem kurzen Rundflug übers Ruhrgebiet wieder in DUS landen, will ich unbedingt noch nach Hongkong. Dauert keine Minute, die andere Seite der Welt ist auf Arman Völkers Computer nur ein paar Klicks entfernt. Noch einmal in Kai Tak landen, zwischen Wolkenkratzern diese legendäre schmale Piste im südchinesischen Meer ansteuern.

Das Warnsystem brüllt, Arman Völker greift ein. Mein Traum vom Anflug auf Hongkong fällt buchstäblich ins Wasser. Kein Wunder, Piloten bräuchten dafür eine Sonderlizenz. Also schnell zurück nach Düsseldorf, Landeklappen und Fahrwerk ausfahren und eine saubere Landung hinlegen.

„Düsseldorf erlebt ja zurzeit einen A 380-Hype. So etwas habe ich noch in keiner anderen Stadt erlebt, die Leute hier sind wirklich flugbegeistert“, erklärt I-Pilot-Geschäftsführer Wolfram Schleuter. Am 1. Juli war der echte Supervogel von Emirates bei strahlendem Sonnenschein mit der obligatorischen Wassertaufe zum ersten Mal auf dem Düsseldorfer Rollfeld begrüßt worden. Seitdem knubbeln sich die Spotter auf der Aussichtsplattform, wenn er landet oder abhebt.

Wolfram Schleuter selbst ist begeisterter Privatflieger und war jahrelang in der Touristik-Branche unterwegs. Die Idee, Hobby-Piloten und Flugbegeisterten das Erlebnis im Simulator anzubieten, kam ihm in London, heute Sitz seiner Firma. Den ersten Simulator in Deutschland stellte er vor fünf Jahren in München auf. Inzwischen kann man auch in Berlin und Dresden virtuell abheben.

Das original nachgebaute Cockpit des größten Passagierflugzeugs der Welt — der gesamte Vogel ist in Wirklichkeit knapp 73 Meter lang, hat fast 80 Meter Spannweite und mehr als 50 Meter Kabinenlänge — nimmt fast den gesamten Raum ein des 35 Quadratmeter kleinen Ladenlokals an der Ecke Jahnstraße, schräg gegenüber vom Forum Freies Theater.

Doch die Illusion der Rundum-Darstellung im Cockpit ist perfekt. Rund 24 000 Flughäfen lassen sich vom Startpunkt kurz hinter der Königsallee ansteuern. Die Lieblings-Landungen von Wolfram Schleuter? „Natürlich Kai Tak, St. Maarten in der Karibik und Innsbruck im Schnee.“

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