Ein Jahr nach Bahnunglück: Nichts hat sich getan

Die Laube der Plewkas ist zerstört worden — die Familie wartet auf Schadensersatz.

Düsseldorf. Ziemlich genau ein Jahr ist seit diesem schrecklichen Unfall vergangen. Ein Rheinbahn-Bus der Linie 721 bleibt wegen eines technischen Defektes stehen. Aber nicht irgendwo, sondern mitten auf dem Bahnübergang „Am Hackenbruch“. Die Fahrgäste des Busses können sich gerade noch vor dem herannahenden Güterzug retten, bevor dieser mit einem lauten Knall in den Bus hineinrauscht und ihn fast völlig zerstört.

Doch damit nicht genug, nur wenige Minuten später kommt ein zweiter Güterzug aus der Gegenrichtung und knallt ebenfalls in die Busreste. Doch dieser Aufprall geht nicht ganz so glimpflich wie der erste aus. Die Lok entgleist und kippt eine Böschung hinunter. Genau in das Gartenhaus von Pächterin Ingrid Plewka.

Dort sieht heute noch alles so aus wie kurz nach dem Unfall. Eine Hälfte des Gebäudes ist komplett zerstört. Nur ein kleiner Teil der Rückwand ist nicht umgefallen. Dort stehen immer noch die Gläser und Teller im Regal, als wenn es erst gestern passiert wäre. „Bis 1996 haben meine Eltern noch hier gewohnt“, sagt Jürgen Plewka, Sohn der Pächterin, „und zum Glück ist der Unfall im Winter passiert. Im Sommer sind wir hier fast jeden Tag gewesen, da hätte es Tote gegeben.“

Seine Mutter wird nun 80 Jahre alt und eine Schadensregulierung ist immer noch nicht vorgenommen worden und auch bisher nicht in Sicht.

Vor kurzem wurde vor Gericht festgestellt, dass den Rheinbahnfahrer keine Schuld trifft und die Deutsche Bahn auch nicht haftbar zu machen ist. Eine Anwältin aus Arnsberg, die Jürgen Plewka beauftragt hatte, ist bisher auch nicht tätig geworden, und hat auch, nachdem ihr das Mandat entzogen worden ist, schriftlich auf alle Gebührenansprüche verzichtet. Nun hat er mit Martin Lauppe-Assmann einen neuen Rechtsbeistand, und der gibt sich kämpferisch und behauptet:

„Ehe der Sommerfahrplan in Kraft tritt, steht die Rheinbahn vor Gericht. Ich bin der Meinung, dass die Verkehrsgesellschaft die Amtsfaulheit meiner Vorgängerin ausnutzt, um nicht tätig zu werden. Bei einer fast 80-jährigen Dame besteht aber so etwas wie eine moralische Verpflichtung, tätig zu werden.“

Die Schadenshöhe ist enorm. „Allein an der Bahnanlage ist ein Schaden von 600 000 Euro entstanden und der an den beiden Loks dürfte noch höher ausfallen“, meint Bahn-Sprecherin Andrea Brandt, „aus unserer Sicht ist die Rheinbahn schuld, denn bei einer Verkehrsschau mit dem Eisenbahnbundesamt wurde festgestellt, dass der Bahnübergang in der Funktion sicher ist.“

Die Rheinbahn hält sich zum Thema Schadensregulierung ziemlich bedeckt. „Die Rechtslage ist sehr kompliziert“, sagt Sprecher Eckhard Lander, „aber Fakt ist, dass bisher noch niemand an uns herangetreten ist, um Schadensersatzansprüche geltend zu machen.“

Jürgen Plewka allerdings hat nur einen Wunsch für das neue Jahr: „Dass endlich Bewegung in die Sache kommt und ich endlich das Geld bekomme, um den Schuttberg hier abzutragen.“

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