Ein Kölner, der in Düsseldorf respektiert und geschätzt wird

Rolf Steinhäuser wird 60. Seit 15 Jahren führt er die katholische Kirche in der Stadt — und hat sich dabei verändert.

Düsseldorf. Viel Aufhebens um runde Geburtstage macht Stadtdechant Rolf Steinhäuser (Foto) nicht. Seinen 50. vor zehn feierte er praktisch gar nicht öffentlich, dafür das ihm wichtigere 25-jährige Priesterjubiläum kurz danach. Wenn er am Samstag 60 wird, lädt er zu einem Geburtstagsempfang, aber um 10 Uhr zelebriert er zunächst einmal die Messe in „seiner“ Lambertus-Kirche: „Da ich vor allem dem lieben Gott zu danken habe“, begründet er, und: „Über Mitbeter freue ich mich.“

Bereits vor zehn Jahren befand der sozusagen oberste Katholik der Stadt, sein vorherrschendes Lebensgefühl sei Dankbarkeit „sowie die schöne Gewissheit, den richtigen Platz im Leben gefunden zu haben“. Als Pfarrer Steinhäuser 1997 von Kardinal Joachim Meisner auf diesen Platz des Stadtdechanten gesetzt wurde, empfanden das indes längst nicht alle Düsseldorfer Katholiken genauso. So mancher fühlte sich von der aus Köln im gewohnten Stil durchgesetzten Personalentscheidung schlicht übergangen, auch der Katholikenrat.

Steinhäuser galt als reiner Statthalter des erzkonservativen Erzbischofs. Solche Bedenken haben sich weitgehend erledigt, er hat sich längst als geachteter Repräsentant des Katholischen Düsseldorfs etabliert. Respektiert wurde er von Anfang an, mit der Zeit erworben hat er sich dann echte Wertschätzung. Das gilt auch umgekehrt für seine Wertschätzung gegenüber dem kirchlichen Leben in Düsseldorf — nach anfänglicher Skepsis.

Was er sagt, ist stets gut durchdacht und hat intellektuell Substanz. Schnelle, gar einfache Antworten braucht man von ihm nicht zu erwarten. Auch als Journalist nicht. Andererseits sind seine Sonntagspredigten in Lambertus im Laufe der Zeit lebensnäher und bildhafter geworden, berichten Gemeindemitglieder. Zugleich beklagen da manche, dass er zu wenig Zeit für die Gemeinde habe. Bei St. Andreas und „Max“ wiederum ist man froh, dass sich Befürchtungen, im Pfarrverbund „unter“ Lambertus und Steinhäuser, viel von der traditionsreichen Eigenständigkeit zu verlieren, nicht bewahrheitet haben.

Wenn man heute bei Weggefährten und Kollegen in der eigenen, aber auch in der evangelischen Kirche einmal vertraulich nachfragt, dann hört man immer wieder: Steinhäuser ist seinen Grundsätzen weitgehend treu geblieben, aber er ist offener, gelassener, toleranter, auch volkstümlicher geworden. Er argumentiere weniger dogmatisch, sei kompromissbereiter, etwa im Einsatz gegen verkaufsoffene Sonntage. Falls das stimmt, dann hat dazu sicher das Flair der Stadt beigetragen.

Der Kölner Steinhäuser selbst erinnerte gegenüber der WZ einmal an den alten Ausspruch von Kardinal Frings, Düsseldorf sei die liberalste Stadt im Erzbistum.

Seine Position als Repräsentant der Kirche füllt er freilich sehr dezidiert aus — für den stellvertretenden Stadtdechant blieb an bedeutenden Terminen so ziemlich nichts übrig. Aber: In internen Debatten, etwa wenn man sich im Katholikenrat in Arbeitsgruppen aufteilt und an einen Tisch setzt, lässt er nicht den Chef raushängen, sondern diskutiert auf Augenhöhe. Dass er tatsächlich mehr Ruhe ausstrahlt als noch vor ein paar Jahren, dürfte aber auch daran liegen, dass zwei kräftezehrende Großprojekte für die Kirche geschafft sind. Da ist vor allem das 2006 eingeweihte Maxhaus, dass sich als ebenso anspruchsvolles wie beliebtes katholisches Zentrum der Stadt etabliert hat, und für das sich der Stadtdechant persönlich und durch einige Widrigkeiten hindurch mit hohem Einsatz engagiert hat. Und dann die elftägige „Missionale“ im Juni 2009, bei der die „Katholen“ mit über 450 Veranstaltungen unter dem Motto „Öffnet die Türen für Christus“ offensiv, aber nicht aufdringlich auf die Düsseldorfer zugegangen sind. Allerdings weiß auch Steinhäuser, dass dies alles kaum große Christianisierungswellen in Düsseldorf auslöst.

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