Einbrüche: In Schutz wird meist erst nachher investiert

Die Fallzahlen sind stark gestiegen. Doch das Bewusstsein für Prävention wächst nur langsam.

Düsseldorf. Es ist kein schmeichelhafter Spitzenplatz für die Landeshauptstadt: Nirgendwo in NRW ist die Gefahr so groß, Opfer eines Einbruchs zu werden, wie in Düsseldorf. Das besagt eine Statistik, die Innenminister Ralf Jäger (SPD) in diesem Monat präsentierte. 569 Einbrüche kommen in Düsseldorf demnach auf 100 000 Einwohner — ein deutlicher Abstand zu Köln mit 485 Einbrüchen auf Platz zwei. Unsere Stadt sei durch ihre verkehrsgünstige Lage und den Ruch des Reichtums bevorzugtes Ziel für professionelle Banden, heißt es von der Düsseldorfer Polizei. Aber: Der größte Anstieg der Fallzahlen ist bereits gestoppt.

Im vergangenen Jahr gab es 27 Prozent mehr Einbrüche als 2010. Dieser krasse Trend hat sich bislang in diesem Jahr nicht fortgesetzt: Im ersten Halbjahr verzeichneten die Einbruchsermittler 1764 Fälle — im gleichen Zeitraum 2011 waren es 1657. Ein Anstieg also, aber immerhin kein so massiver mehr. Wohl auch, weil die Polizei Ende des vergangenen Jahres reagierte und das „Projekt Anstiegsdelikte“ ins Leben rief, um verstärkt Präsenz zu zeigen, Verdächtige zu observieren und im Fall einer Tat rasch zuschlagen zu können. Die Zahl der Festnahmen stieg seither stark an. Ein Engagement, das sich laut dem Bund Deutscher Kriminalbeamter kaum eine Behörde leisten kann — aufgrund der ohnehin dünnen Personaldecke. „Natürlich hat es zur Folge, dass an anderen Punkten weniger gemacht wird“, bestätigt Polizeisprecherin Susanna Heusgen (Foto). „Man muss Prioritäten setzen.“

Und sie betont, dass im Kampf gegen die Einbrecherbanden auch die Düsseldorfer selbst gefragt sind: „Ohne die Bürger geht es nicht.“ Immerhin erhielten die Fahnder immer öfter Hinweise aufmerksamer Zeugen. Heusgen: „Die Menschen nehmen es inzwischen bewusster wahr.“

Eher gering ist aber nach wie vor die Bereitschaft, selbst in Einbruchschutz zu investieren. Die meisten Kunden kämen nach einem Einbruch im eigenen Haus oder in der unmittelbaren Nachbarschaft, sagt Daniel Boshammer vom Sicherheits-Center Boshammer an der Rethelstraße. Erst die konkrete Angst sei also oft Motivation genug, Geld für die Sicherheit in die Hand zu nehmen. „Und ein bisschen was muss man investieren“, sagt Boshammer.

Beim Einfamilienhaus beginne der Preis für eine sinnvolle Absicherung bei 1500 bis 2000 Euro, so der Experte. „Wir schauen uns die Schwachstellen an.“ Wichtig seien Schlösser an den Fenstern — denn ein normales Fenster sei innerhalb von fünf Sekunden aufgehebelt.

Nicht unbedingt müsse jede von der Straße aus gut einsehbare Scheibe gesichert werden; bei jenen in düsteren Ecken empfiehlt Boshammer es seinen Kunden jedoch. Rüstet man nur die Schlösser nach, kann das Fenster selbst bleiben. Bei der noch stabileren Pilzzapfenverriegelung hingegen, deren Zapfen eine feste Verbindung zum Rahmen herstellen, muss die Scheibe ausgetauscht werden — und es wird teurer. „Nach oben gibt es keine Grenzen“, sagt Daniel Boshammer. Sogar Alarmanlagen verkauften sich zunehmend: Hebelt der Einbrecher am Fenster, erhält der Bewohner umgehend eine SMS auf sein Handy. Durch die steigenden Einbruchszahlen gebe es heute auch einen Markt für solche aufwändigeren Maßnahmen. „Düsseldorf ist eben ein gefragtes Pflaster“, weiß auch Boshammer.

Groß ist die Unsicherheit noch immer oft bei Menschen, die zur Miete wohnen. Daniel Boshammer empfiehlt einen Querriegel für die Wohnungstür, der für 500 Euro zu haben ist und abschreckend auf Täter wirkt. Denn zur Installation wird durch die Tür gebohrt; dass ein Riegel da ist, ist von außen ersichtlich.

Aber darf ich als Mieter einfach so durch die Tür bohren? „Der Mieter hat einen Anspruch, dass ihm eine besondere Sicherung der Wohnung gewährt wird“, erklärt Eckehard Breuch, Geschäftsführer des Düsseldorfer Mietervereins. Bezahlen müsse allerdings der Mieter — und den Riegel bei Auszug auf Wunsch des Vermieters entfernen. Das könne sehr aufwändig werden. Die meisten Vermieter indes bestünden nicht darauf. Schließlich werte der Querriegel die Wohnung auf.

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