Düsseldorf-Derendorf Eine Kneipe ganz ohne Chef — in Derendorfs „Butze“ klappt das

Der Laden ist seit November geöffnet. Die WZ hat sich umgehört, wie sich das Konzept Kneipenkollektiv entwickelt hat.

Düsseldorf-Derendorf: Eine Kneipe ganz ohne Chef — in Derendorfs „Butze“ klappt das
Foto: Young

Düsseldorf. Eine Kneipe ohne richtigen Chef, der die Verantwortung trägt und alles entscheidet — kann das funktionieren? Im Kneipenkollektiv Butze an der Weißenburgstraße klappt es richtig gut. Im vergangenen November hat die Kneipe eröffnet. Das Prinzip: Alle verdienen gleich viel und alle Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen.

„Wenn jemanden etwas nervt, wird das angesprochen und gemeinsam diskutiert“, sagt Bine, eine der Betreiberinnen. Das mache den Arbeitsalltag viel angenehmer. „Keiner muss vorgegebene Entscheidungen mittragen, wenn er damit nicht einverstanden ist“, sagt auch Toxo, ein weiterer Teilhaber und einer von 13 Mitarbeitern der Butze. Dabei geht es zum Beispiel um Öffnungszeiten, Dienstpläne oder die Speisekarte.

Die ist in der Butze vegan. „Dass das Essen so gut läuft, haben wir nicht erwartet“, sagt Bine. Zum Teil kämen Leute sogar aus dem Umland, nur, um in der Butze zu essen. Auch die Specials, wie der Aperitivo vegano, der Tapas-Abend oder das Sonntagsfrühstück werden sehr gut angenommen.

„Wir wollten gerne ein Wohnzimmer für die Derendorfer sein, in dem man auch gerne länger bleibt als nur für einen Kaffee“, sagt Bine. Das sei ihnen geglückt. „Es ist schön zu sehen, wie die Kneipe über den Abend ihren Charakter verändert“, berichtet Toxo. Anfangs sei es mehr Restaurant, später vor allem Eckkneipe. Auch bei den Gästen sei da von Familien mit kleinen Kindern bis zu Kneipenbesuchern jeden Alters alles dabei. Man merke, dass wohl vielen aus dem Viertel so eine Art von Kneipe gefehlt habe, finden beide. Ein Ort, an dem man sich gemütlich treffen und auch mal mit Menschen, die man vorher nicht kannte ins Gespräch kommen kann.

Neben dem vorderen Kneipenbereich gibt es in der Butze auch einen Veranstaltungsraum, der gemietet werden kann. „Für Feiern wird der Raum noch nicht so viel gebucht, das wünschen wir uns noch mehr“, sagt Bine. Vereine oder Bands mieten den Raum dagegen häufiger. „Der Veranstaltungskalender füllt sich wie von alleine“, freuen sich die Mitarbeiterin.

Jeden Monat gibt es in der Butze etwa zehn Veranstaltungen — darunter Konzerte, Ausstellungen oder Lesungen. Dadurch, dass viele Vereine und Gruppen auf die Betreiber zukommen, ist ein regelmäßiges und ziemlich buntes Programm entstanden.

Da einige der 13 Mitarbeiter Neulinge in der Gastronomie sind, stoßen sie oft auch auf Unerwartetes. „Wie viel Zeit die Pflege des Ladens in Anspruch nimmt, haben wir nicht erwartet. Und den Papierkram, den es zu erledigen gibt, haben wir auch unterschätzt“, sagt Bine. Doch daran gewöhne man sich mit der Zeit.

Mit dem Konzept Kollektiv sind aber nach wie vor alle glücklich. Sicher gebe es dadurch, dass jeder mitentscheiden dürfe, oft lange Diskussionen, bis eine gemeinschaftliche Entscheidungen getroffen sei, räumen die Betreiber ein. Doch mit so einer Entscheidung könne hinterher jeder besser leben, als mit einer, die man vom Chef aufgedrückt bekommt.

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