Erwin-Platz: Welle der Empörung

Familie wettert gegen Platzbenennung an den Arcaden. Nun ist völlig unklar, was passieren wird.

Die Familie des verstorbenen OB (Foto) lehnt die Idee eines Erwin-Platzes in Bilk ab.

Die Familie des verstorbenen OB (Foto) lehnt die Idee eines Erwin-Platzes in Bilk ab.

Foto: Alsleben, Dieter

Düsseldorf. Der Schwenk von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), seinen verstorbenen Vor-Vorgänger Joachim Erwin (CDU) nun doch nicht mit einer Platzbenennung am Kö-Bogen zu ehren, stößt auf eine Welle der Empörung. Wie berichtet, hat Geisel den Vorschlag zurückgezogen und stattdessen eine Platzbenennung an den Düsseldorf Arcaden favorisiert. Darauf hatten sich zuvor die Spitzen der Ampel-Koalition geeinigt. Scharfe Kritik daran kam am Freitag von Joachim Erwins Sohn Markus. Er meldete sich per Mail aus dem Ausland zu Wort, wo er aus beruflichen Gründen lebt.

Die aktuelle Debatte empfinde er als „ehr-abschneidend“. Den Arcaden-Vorschlag weist er zurück: „Niemand hat mit uns darüber gesprochen, und wir sind damit auch nicht einverstanden!“ Weiter schreibt er: „Wenn ein neuer Oberbürgermeister in seinem Wahlkampf aktiv mit meinem Vater wirbt, um sich wählbar für das konservative Lager zu machen, wenn ein Oberbürgermeister aktiv auf meine Familie zugeht und mit ihr einen geeigneten Ort bespricht, um meinen Vater endlich angemessen zu ehren, dann erwarte ich, dass er auch zu seinem Wort steht.“

Hintergrund: Geisel hatte sich im OB-Wahlkampf als Bewahrer des Erwinschen Erbes inszeniert, etwa in einer Videobotschaft zum sechsten Todestag. Diese Instrumentalisierung missfiel der Witwe. Später kündigte Geisel an, eine Platzbenennung am Kö-Bogen vorzuschlagen. Bei Geisels Feier zur Amtsübernahme feierte Hille Erwin dann mit.

Kritik an Geisels Schwenk kommt nicht nur von der Familie, sondern auch aus der CDU und von Heimatverbänden wie den Jonges. Mit einer so heftigen Reaktion hat Geisel offenbar nicht gerechnet. Gestern rief er die Fraktionsspitzen der Ampel eilig zu einem Treffen. Die Runde war aber nicht komplett — entschieden wurde daher nur, dass man das Wochenende über abwarten und weitere Gespräche führen werde.

Denkbar ist nun, dass es einen neuerlichen Schwenk Richtung Kö-Bogen gibt. Das fände etwa die Zustimmung von Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann: „Erwin hat unbestritten seine Verdienste, er war ein Macher. Deshalb fände ich einen Ort am Kö-Bogen angemessen.“ Andererseits kann sich Geisel eine weitere Rolle rückwärts politisch kaum leisten.

In Internetforen wird derweil eifrig diskutiert — die Rolle der Familie ebenso wie die Frage, ob der Platz an den Arcaden wirklich zu schäbig für eine Politiker-Ehrung ist. Angesichts dieser Debatte kommen indes auch Forderungen auf, das ganze Thema besser komplett zu vertagen.

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