„Falsche Wohnungs-Politik bedroht Landschaftsschutz“

Bauen oder Schutz der Landschaft? Der BUND verlangt ein Umdenken.

Düsselorf. Herr Jansen, warum ist so einfach, Landschaftsschutzgebiete in Bauland umzuwandeln?

Dirk Jansen: In Düsseldorf ist rund 35 Prozent der Fläche als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Damit kann man gut leben. Allerdings ist dies die unterste Form des gesetzlichen Schutzes nach Naturparks, Naturschutzgebieten und geschützten Biotopen. Im Rahmen von Bebauungs- oder Flächennutzungsplänen ist es relativ einfach, diese Gebiete umzuwidmen.

Wie kann man das verhindern?

Jansen: Das geht zum Beispiel, wenn auf der Fläche seltene Vogelarten wie Kiebitze brüten. Wir hatten in Rommerskirchen einen Fall, da wurde festgestellt, dass in einem Landschaftsschutzgebiet der Feldhamster vorkommt. Den gibt es allerdings im Rechtsrheinischen nicht. Individuelle Klagen der Anwohner haben keine Chance, auch nicht, wenn sie eine Wertminderung ihrer Grundstücke befürchten. Auch der BUND hat kein Klagerecht.

In Kaiserswerth wurde das Gutachten einer Rechtsanwalts-Kanzlei von dem Investor bezahlt. Was halten Sie davon?

Jansen: Das hört sich für mein Ohr nach einer üblen Trickserei an, um die Bestimmungen des Landschaftsschutzes zu umschiffen. Ich halte das für ganz abstrus. Die Probleme entstehen aber ganz woanders, nämlich in der verfehlten Wohnungspolitik.

Wie meinen Sie das?

Jansen: Flächenverbrauch ist nach der Landwirtschaft das größte Problem, was wir im Naturschutz haben. Täglich verschwinden in Nordrhein-Westfalen 14 Hektar. Das ist eine Entwicklung, die so nicht weitergehen darf. Hauptproblem ist, dass es für viele nicht mehr möglich ist, in der Stadt vernünftigen Wohnraum zu finden. Gerade Familien können sich das nicht mehr leisten. Dadurch erhöht sich der Druck auf die Flächen in den Außenbezirken.

Wie kann man das verhindern?

Jansen: Grundsätzlich gilt, dass die Entwicklung des Innenbereiches vor dem Außenbereich stehen muss. Mit den Projekten in Grafental oder der Entwicklung des Derendorfer Güterbahnhofes gibt es in Düsseldorf einige gute Ansätze. Im Prinzip halten wir das für den richtigen Weg bei der Stadtentwicklung,. Es ist allerdings vor allem wichtig, preiswerten Wohnraum zu schaffen.

Und warum sollen die Leute nicht aufs Land ziehen?

Jansen: Es kann nicht sein, dass wir immer mehr Pendlerströme in Düsseldorf haben. Das schafft nämlich wieder neue Probleme. Schon jetzt wird der Luftreinhalteplan von der Stadt praktisch einfach ignoriert. Das wird in Zukunft nicht so weitergehen können. Es drohen empfindliche Strafen. Obwohl ich fürchte, dass sich die Entwicklung auch in den nächsten Jahren so fortsetzt.

Wo sehen sie die Probleme?

Jansen: Ich mache mir große Sogen um die Begehrlichkeiten, die sich gerade an der Grenze zwischen Düsseldorf und Duisburg entwickeln. Gerade dieses Gebiet ist sehr wichtig für die Erholung. Die Stadt Duisburg beabsichtigt, dort preiswertes Bauland für Interessenten zur Verfügung zu stellen, die in Düsseldorf nichts finden. Zurzeit läuft ja bereits ein Prozess vor dem Verwaltungsgericht, den die Duisburger Stadtwerke gegen die Stadt Düsseldorf führen. Dort gibt es noch Baurecht für eine Fläche, das noch aus den Zeiten der ehemaligen Gemeine Wittlaer stammt. Eine Entwicklung, die ich sehr bedenklich finde.

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