Düsseldorf-Oberkassel Nach Feuer im Heim: Flüchtlinge haben Todesangst

Zwei Bewohner eines Heimes wurden in letzter Sekunde gerettet. Dieses musste nach dem Brand geräumt werden.

Düsseldorf-Oberkassel: Nach Feuer im Heim: Flüchtlinge haben Todesangst
Foto: Patrick Schüller

Düsseldorf. Am Freitagmittag auf der Schanzenstraße in Oberkassel: Zwischen zahlreichen Lösch- und Rettungswagen stehen und sitzen Menschen auf dem Gehweg, manche haben Decken ausgebreitet und füttern kleine Kinder. Es riecht nach Qualm, aus ihrem Haus, dem Flüchtlingsheim, dringen dichte Rauchwolken. Einige dieser Menschen sind in letzter Sekunde gerettet worden. Jetzt stehen sie erstmal auf der Straße.

179 Menschen haben durch das Feuer in dem Flüchtlingsheim gestern ihr Dach über dem Kopf verloren. Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch war nach wenigen Minuten vor Ort. Sie kämpft seit Wochen darum, die wachsende Zahl von Menschen, die in die Stadt kommen, unterzubringen. Gestern mussten sie und ihre Mitstreiter plötzlich 179 weitere Plätze finden. Knapp drei Stunden nach dem Feuer verkündete sie vor Journalisten: „Die Bewohner aus der Schanzenstraße ziehen zunächst in die Turnhallen der Fritz-Henkel-Schule und des Leo-Statz-Berufskollegs. Als zusätzliche Halle wird kurzfristig die des Humboldt-Gymnasiums genutzt.“

Feuer im Flüchtlingsheim — mancher wird zunächst einen Brandanschlag befürchtet haben. Doch die Experten fanden darauf gestern keinen Hinweis. Nach ersten Einschätzungen entstand das Feuer an einer Küchenzeile in der dritten Etage, wohl durch einen technischen Defekt. Da niemand in der Wohnung war, fiel das erst nicht auf, so dass die Flammen sich ausbreiten konnten. Als das Feuer begann, sich seinen Weg durch Fenster und Tür zu bahnen, wurden die ersten Bewohner aufmerksam, etwa der 15-jährige Belmin Krupic. Kurz darauf rannte er durchs Treppenhaus, holte seine Eltern aus der Wohnung und warnte andere.

In den oberen Geschossen bekamen das nicht alle mit, auch Gomez (27), ein junger Mann aus Guinea. „Als ich das Feuer bemerkte, wollte ich auf die Straße, aber im Treppenhaus war alles voller Rauch“, berichtet er in gebrochenem Englisch. Also wartete er am Fenster, wurde bald mit einer Drehleiter gerettet. Für andere war es noch knapper, so Feuerwehr-Vize Christian Schlich hinterher: „Als wir ankamen, waren zwei Menschen in der Nähe des Brandherdes schon kurz davor, aus dem Fenster zu springen.“ Doch die Rettung gelang, am Ende blieben alle Bewohner unverletzt.

Das Gebäude ist bis auf Weiteres unbewohnbar, zum einen wegen der Feuerschäden, aber auch wegen des Löschwassers. Wie lange es dauern wird, bis die Bewohner wieder zurückkehren können, vermochte am Freitag niemand zu sagen.

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