Düsseldorf-Benrath Flüchtlinge: Gekommen, um zu bleiben

Wir haben uns in zwei Unterkünften für Flüchtlinge umgeschaut — und mit den Bewohnern gesprochen. Wo kommen sie her? Wie leben sie hier? Was wünschen sie sich?

Düsseldorf-Benrath: Flüchtlinge: Gekommen, um zu bleiben
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Kühl, nüchtern und zweckmäßig wirken die Räume in der Benrather Containeranlage — und bilden so einen starken Kontrast zu den Geschichten, die jene Flüchtlinge erlebt haben, die hier untergekommen sind. Da ist etwa Brahima aus Guinea. Der 30-Jährige lebte zuletzt als Gastarbeiter in Libyen. Doch die Situation dort wurde für ihn unerträglich. Im Land herrscht seit vier Jahren Bürgerkrieg, afrikanische Gastarbeiter sind schlecht gelitten. Er fürchtete um sein Leben. Um es zu retten, begab er sich in Lebensgefahr: In einem völlig überfüllten Boot machte er sich auf den Weg über das Mittelmeer — wie so viele.

Drei Tage habe die Überfahrt gedauert. „Sehr gefährlich“ sei sie gewesen, an Bord habe es nur Wasser, aber kein Essen gegeben. Dann Ankunft in Italien, Weiterfahrt per Zug nach München. Dort wurde Brahima krank, Blinddarm, Operation.

Nach seiner Genesung begann eine Odyssee durch deutsche Flüchtlingsheime. Die Benrather Containeranlage ist schon seine fünfte Station — nach Heimen in Dortmund, Hemer (bei Iserlohn), Unterrath und Gerresheim. Wie lange er dort bleiben kann, weiß er nicht. Sein Asylverfahren läuft — Ausgang ungewiss. Er fürchtet, dass er zurück nach Italien muss. Denn eigentlich ist immer das EU-Land für die Flüchtlinge zuständig, das sie als erstes erreicht haben. Doch Brahima will lieber in Deutschland bleiben, ein bisschen Deutsch hat er auch schon gelernt. Sogar das Wort „Fliesenleger“ kann er. Als solcher hat er in Libyen gearbeitet. Gern würde er noch mehr lernen, sich hier eine Existenz aufbauen. „Wenn ich hier bleiben darf.“ Wenn nicht, hat er keinen Plan B.

Mit seiner Mutter in Guinea steht Brahima telefonisch in Kontakt. Sie sei glücklich, dass ihr Sohn in Deutschland ist, „denn hier bin ich sicher“.

Das sieht Ibrahim ähnlich: Der 19-Jährige ist aus Nigeria geflohen. Das Land ist im Würgegriff der islamistischen Terrormiliz Boko Haram. „Sie töten jeden, man muss dort um sein Leben fürchten“, sagt Ibrahim. 2014 verließ er das Land, schlug sich über Marokko und Spanien nach Deutschland durch. Auch er will am liebsten hier bleiben, eine Arbeit finden. Welche? „Egal, ich mache alles.“

Das Leben in der Containeranlage findet er vergleichsweise „komfortabel“. In der Tat gibt es hier alles, was man braucht: Gemeinschaftsbäder und -küchen, einen Raum mit Waschmaschinen, freies W-Lan wird gerade versuchsweise installiert. Was aber fehlt, ist ein Aufenthaltsraum. Da die Flüchtlinge, solange sie auf die Bearbeitung der Asylverfahren warten, nicht arbeiten dürfen, haben sie nicht viel zu tun. Kochen, waschen — im Bett liegen. Während des Gespräches mit der WZ kochen sich Brahima und Ibrahim Mittagessen. Es gibt Kartoffeln und Bohnen mit Fisch. Gekauft im Discounter.

Rückzugsort sind kleine Zimmer — 14 Quadratmeter, eingerichtet mit je zwei Betten einem Tisch mit Stuhl und je einem Spind. Im Sommer heizen sich die Container auf, „dann kann man kaum schlafen“, sagt Brahima. Beklagen will er sich aber nicht. „Ich bin für alles dankbar, was ich bekomme. Ich bin Flüchtling, da kann man nichts fordern.“

Rund 200 Menschen sind in der Benrather Containeranlage untergebracht. Kühl, nüchtern und zweckmäßig. Und sie alle träumen von einem neuen Leben in Freiheit und Wohlstand — in Deutschland.

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