Flüchtlinge wollen in Eller bleiben

Die geplante Umquartierung an die Lacombletstraße stößt auf Kritik. Viele Kinder sind längst integriert in Schulen und Kitas.

Düsseldorf. Petima spricht fast fließend und ungebrochen Deutsch. Und das, obwohl die elfjährige Tschetschenin erst vor acht Monaten mit ihrer Familie in Düsseldorf sesshaft geworden ist — nach einem längeren Aufenthalt in einer Sammelunterkunft. Auch die Noten des Mädchens sind brillant. „Ich habe nur Einsen“, sagt sie und lächelt stolz.

Doch vermutlich wird Petima nicht mehr lange in die fünfte Klasse der Hauptschule an der Bernburger Straße in Eller gehen können. Alle 13 Flüchtlingsfamilien in der Unterkunft am Hasseler Richtweg sollen nach Auskunft der Flüchtlingsorganisation Stay weg aus Eller. Wie berichtet, sollen sie in der Unterkunft an der Lacombletstraße untergebracht werden.

Auch Levor aus Armenien und seine Familie soll es treffen. Der 29-Jährige, nach eigenen Angaben Chirurg, sei aus politischen Gründen nach Deutschland gekommen. Zusammen mit Mutter, Frau und einem Neugeborenen lebt er jetzt seit Februar 2012 in der kleinen Siedlung am Hasseler Richtweg. Den geschlossenen Wohnraum soll er bald mit einem Klassenraum tauschen. „Wie soll das gehen mit einem Neugeborenen“, fragt er.

Oliver Ongaro von Stay kritisiert die Asylpolitik der Stadt — grundsätzlich und im speziellen Fall. Es sei nicht nachzuvollziehen, dass sie kürzlich Liegenschaften im Wert von 60 Millionen Euro verkauft habe — und jetzt über fehlende Räume klage. Dass der Standort an der Forststraße für Obdachlose geschlossen werden müsse, habe nichts mit akutem Handlungsbedarf zu tun. „Das hat die Stadt seit anderthalb Jahren gewusst.“

Der Standort in Eller sei zudem hervorragend geeignet für die untergebrachten Familien. „Hier gibt es keine Ghettoisierung. Die Kinder haben sich eingelebt und gehen hier zur Schule.“ Nun müssten sie ihre Privatsphäre gegen Klassenräume tauschen. Zwar sei den Familien versprochen worden, dass sie eigene Klassenzimmer bekämen, doch das sei kaum möglich. „Bald wird auch Düsseldorf syrische Flüchtlinge aufnehmen.“ Miriam Koch von den Grünen fordert daher: „Alle Familien sollen am Hassler Richtweg bleiben. Es besteht keine Notwendigkeit, das zu ändern.“

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