Gastkommentar: Individuelles Nachtreten ist nicht angezeigt

Ein Platz am Kö-Bogen sollte nach Joachim Erwin benannt werden

Düsseldorf. Joachim Erwin ist von den Düsseldorfern zwei Mal in das Amt des Oberbürgermeisters gewählt worden. Auch sechs Jahre nach seinem Tod scheint es so, als sei er noch immer in der lokalen Politik präsent. Stets ist von großen Fußstapfen die Rede, wenn sein Name fällt. Es fällt auf, dass der neue Oberbürgermeister Thomas Geisel oft auf ihn Bezug nimmt. Manche sagen, mit seiner Umtriebigkeit sei er „ein bisschen wie Erwin“. Schon in seinem Wahlkampf hat Geisel erkennen lassen, dass er seinen Vor-Vorgänger ehren wolle.

Ein zentraler Platz oder eine zentrale Straße sollte nach ihm benannt werden. In Zusammenarbeit mit der Familie Erwin wurde der Vorschlag geboren, einem Platz im Kö-Bogen den Namen Erwin zu geben. Kein Zweifel: Ohne den früheren OB gäbe es den Kö-Bogen nicht. Das würde also passen. Frohgemut ging Geisel mit seiner Idee auf die Fraktionen zu. Und er erfährt nun plötzlich, dass es alte, unerledigte Rechnungen gibt. Es stellt sich quer, wen Erwin damals auf die Füße getreten hat. Menschlich ist das sogar nachzuvollziehen. Aber es hat keine politische Dimension. Der Vorschlag der FDP, den Platz vor den Düsseldorf Arcaden nach Erwin zu benennen, ist zynisch. Richtig ist zwar, dass es ohne Erwin die Arcaden nicht gegeben hätte.

Richtig ist aber ebenso, dass der Platz (noch) kein Gesicht hat, auch keine Konturen. Mag gut sein, dass die Liberalen dem Ex-OB sozusagen noch einen mitgeben wollen. Nein, die Diskussion braucht wieder hauptstädtisches Niveau und muss auf den Kern zurückgeführt werden. Individuelles Nachtreten ist nicht angezeigt. Wir brauchen schnell eine Entscheidung für den Geisel-Vorschlag, um Schaden zu begrenzen. In seinen Amtsjahren hat Erwin höchst selten einstimmige politische Beschlüsse erreicht. Auch nach seinem Tod ist er darauf nicht angewiesen.

Wolfgang Rolshoven ist Baas der Düsseldorfer Jonges

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