Geisel-Triumph: Düsseldorfer wählen Elbers ab

Der Wahlabend wird für den SPD-Kandidaten zum Freudenfest. Noch-OB Dirk Elbers schleicht über eine Hintertreppe aus dem Rathaus.

Geisel-Triumph: Düsseldorfer wählen Elbers ab
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Düsseldorf hat am Sonntag einen politischen Erdrutsch erlebt: Thomas Geisel wird der erste Oberbürgermeister von der SPD seit 1999 — nach einer furiosen, noch nicht dagewesenen Aufholjagd. Im Vergleich zum ersten Wahlgang konnte er gut 30 000 Stimmen hinzugewinnen, Elbers hingegen verlor rund 25 000. Bedeutet: Geisel ist der neue Macher in der Stadt, Elbers hingegen wurde von den Düsseldorfern glatt abgewählt.

Geisel-Triumph: Düsseldorfer wählen Elbers ab
Foto: Judith Michaelis

Die Stimmung bei den Sozialdemokraten war am Sonntag Abend von Anfang an blendend: Als um 18.05 Uhr das erste Ergebnis aus einem Wahllokal deutlich für die SPD ausfällt, jubeln und feiern die Genossen schon, als wäre das der Gesamtsieg. Der zeichnet sich freilich schon eine halbe Stunde später ab. Als klar ist, dass sich der Trend nicht mehr drehen wird, macht sich bei den Sozialdemokraten Partystimmung breit: Es ist der größte Wahlsieg im Rathaus seit 20 Jahren — und alle jubeln mit. Schulterklopfen, Gratulationen, Gelächter, minutenlange „Thomas“-Rufe, so ausgelassen hat man die SPD lange nicht gesehen. „Es macht ja auch Spaß, wenn sich die ganze Rödelei auch mal auszahlt“, freut sich etwa Fraktions-Vize Martin Volkenrath. „60 Prozent — das ist gewaltig“, jubelt Fraktionsgeschäftsführer Jochen Wirtz. „Meine Emotionen, die fliegen“, ruft Parteichef Andreas Rimkus.

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Thomas Geisel (SPD): Die Party nach der Wahl
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Kurz vor 19 Uhr folgt dann der vielumjubelte Auftritt des Wahlsiegers: Mühsam bahnt sich Geisel seinen Weg durch die Menschenmenge. Zunächst will er ohne Mikro zu den Genossen sprechen, doch dafür ist die Stimme schon zu heiser. Mit elektronischer Verstärkung klappt es dann: „Mit diesem Ergebnis hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Ich bin dankbar und stolz darauf.“ Sätze, die im Jubel der SPD-Anhänger untergehen. Geisel verspricht, er werden „ein OB für alle“ sein und nach dem Motto regieren: „Erst die Stadt, dann die Partei.“ Danach dankt Geisel seinen Helfern und der Familie: „Am meisten danke ich meiner Frau Vera und meinen Kindern.“ Alle sind mit dabei, auch sein Vater Alfred (82) erlebt diese Momente des Triumphes.

Betretene Stimmung herrscht derweil bei der CDU: Um 19.07 Uhr kämpft sich der geschlagene OB Dirk Elbers in den Saal, wo die CDU seit vielen Minuten die krachende Niederlage auf sich zukommen sah. Seine Frau Astrid und CDU-Chef Thomas Jarzombek sind bei ihm. Alle drei mit versteinerter Miene. Es gibt aufmunternden Beifall. Elbers ist geschockt, aber er reißt sich gut zusammen. „Das Ergebnis ist eindeutig, ich gratuliere Herrn Geisel zu diesem Sieg.“ Dann lässt er seine* Jahre in der Kommunalpolitik kurz Revue passieren: „Es war für mich eine intensive Zeit, ich habe mich wirklich mit Herzblut für unsere Stadt eingesetzt.“ Der Ratsfraktion der CDU ruft er noch zu: „Sorgen Sie dafür, dass die Stadt nicht vom Kurs abkommt. Und: Bleiben Sie beieinander.“ Elbers ist nicht nur das OB-Amt los, er hat auch kein Ratsmandat mehr.

OB-Wahl in Düsseldorf: Sieger und Besiegte im Rathaus
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Dann macht er sich auf den Weg zur SPD, um Geisel zu gratulieren. Der dankt und wünscht Elbers gute Genesung nach der Hüftverletzung. Geisel sagt, man solle sich doch möglichst bald treffen „wegen der Übergabe der Amtsgeschäfte“. Elbers trocken: „Das ist aber erst am 2. September so weit.“ Das irritiert Geisel, der ganz augenscheinlich am liebsten sofort das Rathaus übernehmen würde. Nun kann er ein bisschen Pause machen, am Donnerstag beginnt Geisel ein Wanderwochenende mit Freunden in den Vogesen.

Elbers wiederum verlässt das Rathaus mit seiner Frau über eine Hintertreppe. Sagen will er nichts mehr. CDU-Chef Jarzombek spricht von einer schweren Niederlage und kündigt „eine schonungslose Analyse der Ursachen“ an. Auch in der CDU haben zuletzt viele das Drama kommen sehen: „Es war auf einmal plötzlich überall angesagt, gegen Dirk Elbers zu sein — weiß der Teufel, warum“, sagt Rastherr Stephan Friedel. „Das Geisel-Team hat viel mehr Facebook und Co für den Wahlkampf genutzt und eine Anti-Elbers-Kampagne entfacht“, meint sein Kollege Klaus Mauersberger. Und Rolf Tups: „Es war eine Personenwahl.“

Einige äußern Mitleid mit Dirk Elbers: „Es tut mir für ihn außerordentlich leid“, sagt Sylvia Pantel, die CDU-Bundestagsabgeordnete. „Dirk war ein guter OB“, sagt Ratsherr Olaf Lehne, er fordert nun: „Die CDU muss sich neu aufstellen, auch unsere Ratsfraktion.“ Das geht klar gegen Fraktionschef Friedrich Conzen, den engen Elbers-Vertrauten, dessen Wiederwahl am 23. Juni mindestens gefährdet ist.

Noch in der Niederlage halten Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Manfred Neuenhaus von der FDP zu Elbers: „Dieses Ergebnis entspricht keinesfalls seinen Leistungen als OB, das hat er nicht verdient.“

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