Geständnis: Von Bargen akzeptiert Gefängnis-Strafe

PR-Manager sieht sich als Opfer. Der bereits verstorbene Willy Luchs habe ihn mit Geld geködert und später erpresst.

Düsseldorf. Er soll eine "einnehmende und überzeugende Art" gehabt haben und für alles eine plausible Erklärung. Er stellte ihm die edelsten Autos zur Verfügung und soll ihm am Tiefpunkt seines Lebens mit den richtigen Mitteln geködert haben.

Kai von Bargen legte am Montag vor dem Landgericht ein umfassendes Geständnis ab. Er ließ über seinen Verteidiger erklären, dass er sich von dem bereits verstorbenen mutmaßlichen Mittäter Willy Luchs in den "Strudel krimineller Energie" hatte ziehen lassen.

Für seinen Millionenbetrug im Namen des Henkel- Konzerns muss der Ex-PR-Manager von Bargen für rund vier Jahre ins Gefängnis, bei guter Führung kann die Haft verringert werden. Der 43-Jährige nahm am Montag den Strafvorschlag des Landgerichts (vier bis viereinhalb Jahre Haft) an und legte im Gegenzug das Geständnis ab.

Von Bargen und ein zweiter Angeklagter (47) sollen 45 Millionen Euro Forderungen gegen Henkel erfunden und weiterverkauft haben. Die Käufer blieben auf einem Schaden von 15 Millionen Euro sitzen.

In allen Einzelheiten ließ von Bargen über seinen Verteidiger schildern, wie er Willy Luchs kennengelernt hatte und wie es zum Millionenbetrug kam: Im Mai 2003 begegnete er Willy Luchs auf seiner eigenen Einweihungsparty, von Bargens Bankberaterin stellte Luchs als ihren Begleiter vor. Der 43-Jährige sei beeindruckt gewesen von seinen "hervorragenden Manieren und der zurückhaltenden Art". Vor allem Luchs’ Jaguar hatte es dem Autofan von Bargen angetan.

Später soll Luchs bei von Bargen, der damals noch als Chefredakteur eines lokalen Radiosenders arbeitete, angerufen haben und um Hilfe bei der PR-Arbeit gefragt haben. Man traf sich in einer Kneipe, telefonierte in unregelmäßigen Abständen miteinander. Luchs soll von Bargen immer wieder von seinen Projekten erzählt und vorgeschlagen haben, von Bargen solle doch die Kommunikation steuern und dafür eine Monatspauschale von 8000 Euro erhalten. Er habe abgelehnt.

Er hatte mittlerweile zu Henkel gewechselt, verdiente als PR-Manager rund 5000 Euro netto monatlich. "Das gute Arbeitsverhältnis verschlechterte sich jedoch", schildert von Bargens Verteidiger. Es habe Mobbing gegeben, von Bargen sei die Kündigung angedroht worden. Auch seine Beziehung ging in die Brüche, sein Eigenheim in Duisburg musste verkauft werden.

Als eine Nachforderung des Finanzamts über 40 000 Euro auf ihn zukam, habe er schließlich bei Willy Luchs angebissen und den ersten Auftrag erfunden. Luchs habe die vermeintliche Forderung gegenüber Henkel weiterverkauft und von Bargen dafür knapp
30 000 Euro gegeben. Dann habe Luchs ihm eröffnet: "Wir hängen beide mit drin. Es ist alles Betrug. Ich habe Krebs und nichts zu verlieren."

Mit Drohungen habe der Betrüger ihn zum Erfinden immer größerer Sponsoring-Aufträge erpresst. Derweil fuhr der PR-Manager Ferrari, Porsche, Aston Martin und Mercedes S-Klasse, die ihm Luchs zur Verfügung stellte.

Von Bargen habe immer wieder darum gebeten, "die Sache zu beenden". Als Luchs ihn in den frei erfundenen 90-Millionen-Euro-Deal Henkels mit dem Formel-1-Rennstall GP Brawn verwickelte, sei es dem PR-Mann zu viel geworden. Er habe Selbstanzeige erstattet. Am Dienstag wird der Prozess am Landgericht fortgesetzt.

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