Düsseldorf Gesundheit im Wandel der Stadtgeschichte

Eine Ausstellung im Stadtmuseum zeigt Entwicklung zur Medizin-Hochburg.

Düsseldorf: Gesundheit im Wandel der Stadtgeschichte
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Gesundheit ins Museum packen? Das klappt nur, wenn man den Begriff Gesundheit sehr weit fasst, „weit über die Bekämpfung von Krankheiten hinaus“, sagt Andreas Meyer-Falcke, der Gesundheitsdezernent der Stadt, der die Idee zur Ausstellung im Stadtmuseum hatte, die am Freitagabend eröffnet wird. Und so trifft man beim „Spaziergang durch die Düsseldorfer Medizingeschichte“ Museumsleiterin Susanne Anna) auch das HB-Männchen, weil es für die (ungesunde) Zigarettenreklame steht, die die Düsseldorfer Agentur Grey einst entwarf. Oder Shampoo-Flaschen und Geschirrspüler, weil die was mit Hygiene zu tun haben und nebenbei von Henkel sind. Denn das ist der rote Faden, der die rund 200 Exponate verbindet: sie haben alle einen Düsseldorf-Bezug.

Nun, so wahnsinnig spannend ist das alles nicht, was ein interdisziplinäres Kuratorenteam für die Ausstellung zusammengetragen hat. Vom Salbentöpfchen aus der Antike bis zum Exoskelett in Form eines Roboteranzugs, das nicht nur das Gehen fördert, sondern auch Hirnareale wieder beleben kann.

Ausstellung: "Gesundheit in der Stadt"
15 Bilder

Ausstellung: "Gesundheit in der Stadt"

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Sozusagen dazwischen stehen Theodor Fliedner, der Gründer der Kaiserswerther Diakonie und Florence Nightingale (als Bronzebüste) oder Arthur Schloßmann (auf einem Gemälde), der jüdische Kinderarzt und Ahnherr der Kinderklinik der Universität. Apropos Kliniken: Die Geschichte der Krankenhäuser der Stadt wird auch dokumentiert, vom Vorläufer „Hubertushospital zum 1849 eingeweihten EVK, dem 1872 das katholische Marienhospital folgte.

Stadtgeschichtlich interessant ist neben den Erinnerungsstücken an die große, thematisch verwandte Gesolei-Ausstellung 1926, vor allem die — obschon recht knappe — Auseinandersetzung mit der Gesundheitspolitik im Dritten Reich. Dokumente aus dem damaligen Gesundheitsamt und Augenzeugenberichte dokumentieren, wie jüdische Ärzte systematisch boykottiert und vertrieben, kranke oder behinderte („erbuntüchtige“) Menschen im Zuge der NS-Erb- und Rassenhygiene diskriminiert oder ermordet (Euthanasie) worden sind.

Eindrucksvoll schließlich sind einige der an Wänden ausgestellten Interviews mit Demenzkranken aus dem Projekt „Biographie der Stadt“. Die Betroffenen beweisen ihr erstaunliches Langzeitgedächtnis mit Erinnerungen vom Leben in Düsseldorf bis zurück zum 1. Weltkrieg.

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