Gut Mydlinghoven: Paare offenbar eiskalt abgezockt

Nach der Insolvenz der Betreiber von Gut Mydlinghoven meldet sich der Verwalter zu Wort. Ein neuer Gastronom könnte geplante Feiern noch ausrichten.

Gut Mydlinghoven: Paare offenbar eiskalt abgezockt
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die im Raum stehende Abzocke von Hochzeitspaaren nach der Insolvenz von Gut Mydlinghoven ist offenbar noch dreister abgelaufen als angenommen. Insider hatten gegenüber der WZ bereits schwere Vorwürfe gegen die ehemaligen Betreiber Helmut Wader und Helmut Schröder erhoben. So sollen sie noch im Dezember Anzahlungen für Hochzeiten entgegen genommen haben, obwohl sie ihre Mitarbeiter zuvor bereits zum Ende des Jahres entlassen hatten und wussten, dass es auch für sie nicht weiter gehen würde. Tatsächlich meldeten sie Ende Dezember Insolvenz an. Nun äußert sich erstmals der Projektmanager des Guts und bestätigt nicht nur diese Vorwürfe, sondern berichtet von einem noch unverschämteren Vorgehen der beiden Gastronomen.

„Wir hatten den beiden bereits im September vergangenen Jahres zum 31. Dezember 2013 gekündigt. Trotzdem wurden noch etwa 25 weitere Hochzeiten für das Jahr 2014 gebucht und Anzahlungen angenommen. Noch im Dezember sind sogar Einladungskarten für eine Feier am 19. Januar verschickt worden“, sagt Siegesmund Klein, Vertreter der Gut Mydlinghoven Grundbesitz GmbH, die einer holländischen Holding gehört.

Hintergrund der Kündigung: Wader und Schröder hatten laut Klein über Jahre die Miete verspätet oder gar nicht gezahlt. 2011 gewann der Eigentümer gegen die Catering GmbH einen Prozess und verfügte seitdem über einen Räumungstitel. Trotzdem habe man sich im Anschluss auf einen neuen Mietvertrag geeinigt, und 2012 sei die Miete zunächst zuverlässig geflossen. Doch zum Ende jenes Jahres seien die Probleme erneut aufgetreten. Schließlich entschloss man sich dennoch, „um schlechte Presse für Gut Mydlinghoven zu vermeiden“, nicht vom Räumungstitel Gebrauch zu machen, sondern zum Jahresende zu kündigen. Dem Pächter sollte so zudem Gelegenheit gegeben werden, seinen Geschäftsbetrieb ordentlich abzuwickeln.

Gedankt haben es Schröder und Wader laut Verwalter Klein nicht. „Sie haben zuhauf verschimmelte Lebensmittel in den Lagerräumen hinterlassen und den Weinkeller leer geräumt.“ Zudem hätten sie trotz ausstehender Miete das Vermieterpfandrecht nicht beachtet. Zurzeit bekommt Klein immer wieder Anrufe von Lieferanten, die noch auf Geld für ihre Ware warten. Viele verstünden nicht, dass nicht der Eigentümer, sondern der Pächter insolvent ist. Auch Mitarbeiter warten wie berichtet noch auf Gehälter und bereiten zurzeit eine Sammelklage vor. Zudem hätten die beiden Gastronomen — wie sich jetzt laut Klein herausstellte — ohne vertragliche Grundlage Räume zu Unterbringungszwecken genutzt, um Miete und Nebenkosten zu sparen. „Das ganze Verhalten kann ich nur als unverschämt bezeichnen“, sagt Klein. Insgesamt beziffert er den hinterlassenen Schuldenberg von Schröder und Wader auf eine sechsstellige Summe. Die beiden haben früher auch mal die Tonhalle bewirtschaftet, Wader führt nun das Fischrestaurant El Pescador.

Die Zukunft des Guts soll sich nun in der nächsten Woche entscheiden. „Wir prüfen zwei Möglichkeiten. Entweder wir finden einen Gastronomen, der das bisherige Konzept fortführt und auf alle Flächen erweitert — oder die 65 Wohneinheiten, die bislang zum Hotel gehörten, werden privat vermietet. Die größeren Räume stehen dann nur noch für Tagungen bereit, für das Restaurant würde ein Pächter gesucht.“ Ein Innenarchitekt ist bereits dabei, eine Musterwohnung einzurichten, gleichzeitig gebe es aber auch sehr interessante Angebote — etwa von einem bekannten Düsseldorfer Gastronomen.

Sollte man sich einig werden, gebe es für viele Hochzeitspaare noch Hoffnung, dass sie ihr Fest wie geplant im Gut feiern könnten. „Etwa 45 von den insgesamt 66 Paaren haben immer noch Interesse, deshalb muss jetzt schnell eine Entscheidung her“, sagt Klein. Verrechnet werden könnte die geleistete Anzahlung allerdings nicht. „Wir würden den Paaren aber mit kostenfreien Sonderleistungen entgegenkommen.“

Helmut Schröder hatte bei einem Telefonat mit der WZ vor zwei Wochen als Grund für das Aus angeführt, dass es einen Streit mit dem Eigentümer über Nebenkosten in sechsstelliger Höhe gegeben hatte. Für weitere Nachfragen stand er nicht zur Verfügung.

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