Happy Birthday Tote Hosen

25 Jahre DTH: Gestern nur Punker, heute Exportschlager aus Düsseldorf. Konzerte und neue CD geplant.

<strong>Düsseldorf. Anfang der 80er Jahre war es ein verlockendes Angebot, als ein Kumpel vom Rethel-Gymnasium sagte: "Mensch, kommt mit. Ein Freund von mir spielt in einer Band, wo man mit Farbbeuteln schmeißt. Macht Spaß." Die Toten Hosen, im ersten Jahr auch mal als Tote Hasen angekündigt, waren zunächst der reine Chaoshaufen. Stichworte: Hotelzimmer zertrümmern, Pommes und miese Currywurst, Bier und Drogen sowieso. Andi wird noch seinen Enkeln gerne erzählen, dass ihn am Anfang die vier Saiten auf seinem Bass verwirrten und er zwei davon entfernte. Und Campino erwies sich gleich als bester Werbeträger. Er lief mit verfilzten orangen Haaren zur Kölner Straße, wo Manager Jochen Hülder mit Plakaten dealte. Die Gruppe wurde 1982 gegründet. Wie sie ihren 25. Geburtstag feiert, steht noch nicht fest. "Die Band ist nicht in Düsseldorf, die Pläne sind noch nicht spruchreif", hieß es gestern aus dem Hosen-Hauptquartier im Medienhafen. Einige Lieder aber sind bereits geschrieben, eine Tournee im nächsten Jahr ist so gut wie ausgemacht. Die Freunde wollen mit ihrer Musik alt werden wie die Rolling Stones - und wenn denn einer abtreten muss, so findet er die letzte Ruhe auf dem Südfriedhof. Die Gräber in Bühnenformation sind gekauft.

Wo die Hosen sind, ist auch Düsseldorf ein Thema

Neben der Messe dürfte die Band der beste Werbeträger für Düsseldorf sein. Wo die Jungs herkommen, sagen sie bei jedem Gig, sie tragen gerne Fortuna-Trikots und haben den Klub mit Millionen unterstützt, ihr Bayern-Song wird auf den Tribünen der Liga intoniert. Bei Google gibt’s unter "Tote Hosen" 1,7 Millionen Treffer. Mit anderen Worten: Wo die Hosen sind, ist Düsseldorf. Auch in Argentinien, wo die Band sehr beliebt ist und immer wieder gastiert.

Heimat ist für Campi & Co. ein Wert oder zumindest ein Gedankenanker, der nicht mehr aus dem Kopf geht. "Fußballspielen am Rhein und den Proberaum" nennt Campino unter diesem Stichwort, und er als Ex-Zivi des Landeskrankenhauses Grafenberg liebt wie die ganze Band die Metaphernwelt der geschlossenen Anstalten: Durchdrehen, verzweifelt, verrückt oder nah am Wahnsinn sein - diese Worte passen zum Revoluzzertum der Jugendzeit, aber auch zu Punk und dem, was danach kam.

Dritte Vorliebe: der Bezug zum Fußball. Breiti und Jochen Hülder sieht man oft bei der Fortuna, Vom und Andi ab und zu. "Auswärtsspiel" hieß eines der letzten Alben, und die Herausforderungen der Sportart helfen dabei, die eigene Existenz zu deuten.

Jetzt beispielsweise muss die Band zeigen, dass sie noch nicht in ihrer Nachspielzeit angekommen ist. Nicht beim Publikumszuspruch, der ist ungebrochen. Aber musikalisch wartet das Album "Opium fürs Volk" von 1996 in der Diskografie auf einen gleichwertigen Partner. Zuzutrauen ist den Hosen dieser Kraftakt, wenn sie sich wieder einigeln, ob in Ibiza oder in Afrika, das Campino für sich entdeckt hat.

Die Toten Hosen gingen 1982 aus der Band ZK hervor. Mitglieder heute: Andreas Frege (Campino, Gesang), Andreas Meurer (Bass), Andreas von Holst (Kuddel, Gitarre), Andreas Breitkopf (Breiti, Gitarre) Vom Ritchie (Schlagzeug).

Debütsingles waren "Wir sind bereit" und "Reisefieber", Ende 1983 erschien das legendäre "Eisgekühlter Bommerlunder" (Foto). Es wurden seit 1982 über zehn Millionen Tonträger verkauft.

Elfmeter Immer hat sich die Band Herausforderungen geschaffen oder musste sie bestehen. Beispiele: Fallschirmspringen, Eishockey gegen die Leningrad Cowboys, Konzerte in Köln, eine zusammenstürzende Bühne in Buenos Aires, die Verunstaltung des Hauses von Ministerpräsident Ernst Albrecht durch ein Wohnzimmerkonzert.

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