Hochzeitsmission 11.11.11 — ab vier Uhr vor dem Standesamt

Elf Paare meldeten am Mittwoch ihren Wunschtermin an: Sie sagen ja, wenn Hoppeditz erwacht.

Düsseldorf. Ulrich Seidel sitzt entspannt in seinem Klappstuhl. Er schlägt die Beine übereinander und blickt ins üppige Grün des Hofgartens. Neben ihm sitzt Susanne Hardung auf einer Decke. „Das ist unser roter Teppich“, sagt sie und lacht.

Das Paar ist bester Dinge, und man mag kaum glauben, dass es am Morgen schon um drei Uhr aufgestanden ist. Aber die beiden haben nun mal vor elf (!) Jahren, den Plan gefasst, am 11.11.2011 zu heiraten — falls sie dann noch zusammen sein sollten.

An diesem Mittwoch gilt es nun, das Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Damit ihnen kein Konkurrent in die Quere kommt, haben sie sich zu nachtschlafender Zeit in Hassels aufgemacht und sind mit Kaffee und Brötchen um vier Uhr in der Inselstraße angerückt. Die Mission „Wunschtermin“ kann beginnen.

Es ist 7.25 Uhr. Acht weitere Paare haben es auf den 11.11. abgesehen. In fünf Minuten öffnet das Standesamt, in welchem mit 93 Prozent der Großteil aller Düsseldorfer Eheschließungen vollzogen wird. Die Hochzeitsplanerin eines benachbarten Hotels lockt potenzielle Kunden an, mit Kaffee, Tee und Gebäck zum Nulltarif.

Die romantischste Geschichte jedoch, die heute im Standesamt erzählt wird, kann kein Eventmanager schöner machen. Die Protagonisten sind Jenny Paszek (29) und David Finis (29). Sie ist Kölnerin, er Düsseldorfer. „Wir haben uns beim Karneval im ,Herbrand’s’ in Ehrenfeld kennengelernt“, erzählt Jenny Paszek.

Drei Monate später sind sie ein Paar. Am vergangenen Samstag hat David Finis ihr einen Antrag gemacht, nachdem er den Ring seit März mit sich herumgetragen und auf eine passende Gelegenheit gewartet hatte. Die bot sich schließlich auf einer hübschen Brücke an einem kleinen Bach im Sauerland.

Das begehrte Datum bekommen sie ohne Probleme, da entgegen allen Erwartungen von Standesamtschef Klaus Bachtenkirch der große Ansturm — er bietet 111 Trau-Termine für den 11.11.2011 an — ausblieb.

Während Jenny Paszek und David Finis aus reiner Freude Karneval feiern und mit der Trauung am 11.11. ihrer ersten Begegnung ein kleines Denkmal setzen, gibt es in der Inselstraße heute auch Paare, die dem Karneval ernsthaft verbunden sind.

Für sie stellt eine Hochzeit zum Sessionsauftakt so was wie rheinische Brauchtumspflege dar: Ulrich Seidel und Susanne Hardung sind Mitglieder bei den Reisholzer Quatschköpp, Doris Mewes und Peter Rennings engagieren sich bei der KG Till’s Freunde, Rainer Hülsmann und Erika Kupschus im Verein Paulsmühler Jecke.

„Ich bin Mitglied im Elferrat und werde wohl in Uniform heiraten“, sagt Hülsmann. Ulrich Seidel und Susanne Hardung überlegen, sich kostümiert das Ja-Wort zu geben. Nach der Zeremonie wollen sie zum Marktplatz ans Rathaus gehen, um dem Hoppeditz zu huldigen.

Dessen Rede werden sie allerdings verpassen, denn wenn der loslegt, stehen die beiden im Trauzimmer. Sie haben einen der fünf 11.11-Uhr-Termine ergattert. Hülsmann trägt’s mit Fassung. „10.45 Uhr ist auch okay.“

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