Hubert Winkels zum Düsseldorfer Literaturpreis: „Wir spielen in der ersten Liga“

Seit mehr als zehn Jahren entscheidet Hubert Winkels über den Düsseldorfer Literaturpreis. Eine Bilanz.

Herr Winkels, wo steht der Düsseldorfer Literaturpreis nach zehn Jahren?

Hubert Winkels: Am Anfang war er unter den circa 1000 Preisen in Deutschland wahrscheinlich auf Platz 555. Er hieß „d.lit-Preis der Stadtsparkasse Düsseldorf“, was keinen Menschen interessierte. Er hatte keine Chance für die bundesweite Öffentlichkeit. Endlich, endlich — da habe ich lange für gekämpft — heißt er „Düsseldorfer Literaturpreis“ und ist jetzt immerhin mit 20 000 Euro ordentlich ausgestattet. Da aber die Jury immer schon gut war, und die Preisträger alle gut sind, kann man ihn jetzt in dieser Gesamtkombination zum ersten Mal bundesweit bekannt machen. Wir spielen jetzt in der ersten (Preis-)Liga, wenn auch noch auf den unteren Rängen.

Die Auszeichnung für den Düsseldorfer Lyriker Thomas Kling fällt bei den übrigen Romanautoren aus der Reihe.

Winkels: Das war sehr speziell. Als wir ihm den Preis zugesprochen haben, da lebte er noch. Ich habe ihm das am Krankenbett in Hackenbroich gesagt. Zur Preisverleihung kam er dann nicht mehr. Bei ihm war es zu spät. Er hat sich sehr gefreut über den Preis. Kling hat zeitlebens um Anerkennung gerungen, das weiß man heute nicht mehr so. Man tut so, als wenn er immer schon der große Lyriker seiner Generation gewesen wäre.

Bei welchem Preisträger haben Sie am meisten gerungen?

Winkels: Am Anfang habe ich mich sehr stark für meine Autoren reingehängt. Weil ich nicht wollte, dass irgendein x-beliebiger, mittelguter Autor jetzt diesen Preis bekommt. Wenn man das in Düsseldorf macht — und ich habe ein enges Verhältnis zu meiner Stadt, ich habe mehrere Stadtführer geschrieben — dann will ich auch die Autoren, von denen ich glaube, dass sie besonders sind. Sowohl Patrick Roth als auch Thomas Meinecke, die ersten, sind von mir vorgeschlagene Autoren. Es sollte am Anfang das sein, was ich für das Beste zu dieser Zeit hielt.

Wie feiern Sie das Jubiläum?

Winkels: Wir machen nicht nur das „Preisgekrönt“-Festival mit zwei langen Abenden, zu denen die Autoren anreisen. Ganz wichtig: Wir machen auch ein sehr schönes Buch dazu, im Düsseldorfer Lilienfeld Verlag, mit dem Titel „Von eins bis zehn und weiter“. Der Hit bei der Sache ist, wir drucken nicht nur Texte der ausgezeichneten Bücher plus Laudatio ab, sondern alle Autoren haben neue Texte geschrieben.

Was ist Ihnen bei dem Festival wichtig?

Winkels: Mir wäre wichtig, dass es so etwas in Düsseldorf regelmäßig gäbe. Eigentlich können wir uns das gar nicht erlauben, so etwas nicht zu haben. Gehen Sie mal die Städte dieser Größenordnung durch, sie haben alle ihr Literaturfestival. Unsere Veranstaltung könnte ein Modell sein.

Wie könnte so etwas aussehen?

Winkels: Mein Vorschlag ist es, einen Thomas-Kling-Lyrik-Preis auszuloben. Wir haben den Düsseldorfer Literaturpreis, der in der Regel für Romane vergeben wird. Ein Lyrik-Preis stünde absolut an. Und dann könnte man weiter überlegen, ob man ein Fest in Bezug auf Lyrik macht. Das gibt es weit weniger als andere Festivals. Ich sage voraus: Wenn wir das nicht machen, dann macht das Neuss, Köln, Bonn oder Bingen, wo Kling geboren ist. Aber er war Düsseldorfer, das sollten wir nicht den anderen Städten überlassen.

Eine Lit.Cologne für Düsseldorf?

Winkels: Man muss es in Düsseldorf edler, feiner, konzentrierter machen. Wir müssen daran arbeiten, dass Düsseldorf ein bisschen auch eine Literaturstadt wird. Kunststadt ist sie ohnehin, und wenn man auf die Bühnen schaut, auch da kann sie sich über die Jahre hinweg sehen lassen. Da fällt die Literatur sehr ab, und das muss nicht sein.

Den Düsseldorfer Literaturpreis hat die Kunst- und Kulturstiftung der Sparkasse ins Leben gerufen. Er ist mit 20 000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.

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