Düsseldorf Im Wettbüro: Allein unter Männern

Der letzte Bundesliga-Spieltag war spannend — auch für Sportwettende. Die WZ hat sich in einem Wettbüro umgesehen.

Düsseldorf: Im Wettbüro: Allein unter Männern
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Düsseldorf. Beschwerden über Neueröffnungen von Wettbüros in der Nachbarschaft auf der einen Seite, prominente Gesichter wie Oliver Kahn, die für Sportwetten werben auf der anderen. Wen trifft man eigentlich an einem Samstag im Wettbüro? Eingefleischte Fußball-Fans, die mit ihrem Verein mitfiebern und auch selbst etwas von einem Sieg haben wollen? Gescheiterte Existenzen, die ihre letzten Ersparnisse verzocken? Zwielichtige Gestalten, die unter der Theke noch mehr rausschlagen wollen? Oder gar die Sport-Mafia?

In dem Haus, in dem sich das Wettbüro befindet, war früher eine Kneipe, von der es heißt, dass es dort immer mal wieder gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben haben soll. Von außen sieht es noch immer danach aus: Beim Eintreten in den unerwartet hellen Raum blickt man in etwa zwanzig ernste Gesichter.

Man bemerkt sofort: Ein Wettbüro ist kein Casino. Schnell gehen die Blicke wieder konzentriert zurück auf die Seiten, die vor den Wettenden liegen: alle Spiele aufgelistet, alle Einsatzmöglichkeiten, alle Quoten, die Gewinn versprechen. Es werden Lesebrillen gezückt, Listen durchblättert und Stellen eingekringelt. Dann geht es an den Automaten und es wird ernst.

Zwei Euro sind Mindesteinsatz. Bei den richtigen Tipps kann daraus an einem so spannenden Bundesliga-Spieltag, bei dem es vor allem um den Abstiegskampf geht, gerne auch das Zwanzigfache oder mehr werden. Die Tipps werden am Automaten eingegeben, der eine oder andere korrigiert sich noch: „Mach mir mal Schalke weg bitte! Schalke weg!“, ruft ein Gast der Mitarbeiterin zu, die zusätzlich zu den Automaten Zugriff auf die Wetten hat. Vor Spielbeginn sind die Wettquoten nur aus den vorigen Spielen errechnet. Weil sich da noch nichts über die Tagesform der Spieler sagen lässt, liegen die Quoten oft noch günstiger als während der Spiele.

Anstoß. Neben der Konferenz-Schalte, die auf mehreren Fernsehern zu sehen ist, werden auf anderen Bildschirmen die Live-Wettquoten angezeigt. Nach jedem Tor werden diese korrigiert — je nachdem, wie sich die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg oder eine Niederlage für die Mannschaften ändert. Tipps werden während der gesamten Spielzeit angenommen. Gemeinsam sehen sich die etwa 35 Gäste bei Kaffee und Cola die Bundesliga-Konferenz an — Alkohol ist im Wettbüro nicht erlaubt. Wer auf was gesetzt hat, lässt sich von den Gesichtern nicht ablesen.

Das Durchschnittsalter liegt etwa bei 45 Jahren, obwohl auch ein paar dabei sind, bei denen man den Eindruck hat, dass sie noch nicht lange ins Wettbüro gehen dürfen. Auf den ersten Blick scheint es verwunderlich, dass die Jüngeren nicht gleich im Internet tippen. Auf den zweiten Blick gewinnt man aber den Eindruck, dass es nicht allen um das Wetten geht: Vielmehr ist das Wettbüro hier ein Treffpunkt.

Bis auf einige wenige, die nur kurz vorbeikommen, um ihren Tipp abzugeben und gleich wieder verschwinden, kennen sich die Gäste. Viele gehen auch nach den Spielen noch nicht nach Hause. Es scheint, als würde sie hier einen entspannten Nachmittag verbringen. Mit Freunden und ganz ohne Mafia.

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