Immobilien: „Betongold“ ist gefragt wie nie

Preise für Wohneigentum steigen immer weiter — vor allem in begehrten Stadtteilen. Und die Mieten klettern mit.

Düsseldorf. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen steigt und steigt und steigt. „Ich könnte moderne Mehrfamilienhäuser problemlos zehn Mal verkaufen“, sagt Jörg Schnorrenberger, der Vorsitzende des Düsseldorfer Verbandes im Ring Deutscher Makler (RDM). Allerdings schiebt er dann einen entscheidenden Halbsatz nach: „Wenn ich genügend im Angebot hätte.“

Verstärkter Wohnungsbau, wachsende Nachfrage, steigende Preise: Was nach traumhaften Zeiten für Makler klingt, sehen die Vermittler selbst betrübt: „Uns bringt das alles kaum etwas. Wer nicht unbedingt seine Immobilie verkaufen muss, der tut es derzeit nicht“, sagt Schnorrenberger. Das liege vor allem an der grassierenden Angst vor einem Euro- und Börsencrash sowie vor dem wieder spukenden Schreckgespenst namens Inflation.

Wer Geld hat, investiert es aktuell bevorzugt in „Betongold“, sprich in Immobilien. Insbesondere in den guten Lagen in Düsseldorf ist das nicht nur eine sichere, sondern eine höchstwahrscheinlich auch langfristig gewinnträchtige Anlage, da sind sich die Experten einig.

Zahlen belegen das: Laut RDM stieg die Immobiliennachfrage in den vergangenen zwölf Monaten um rund 20 Prozent. Und obwohl nun größere Bauvorhaben laufen (u.a. Quartier Central, Belsenpark) fehlen auf Sicht immer noch etwa 10 000 Wohnungen, schätzt der RDM. Denn jenseits von Kapitalanlagen ist Düsseldorf eine begehrte, wachsende Stadt. Heißt: Es drängen echte Neubürger in die Stadt. Schnorrenberger: „Immer mehr Leute im Umland haben es satt, morgens und abends im Stau zu stehen.“ Doch im ersten Halbjahr 2011 wurden nicht einmal 300 Baugenehmigungen erteilt.

Das alles lässt natürlich auch die Mieten steigen. In citynahen Stadtteilen liegt die Kaltmiete bei Neuvermietungen locker bei zehn bis zwölf Euro je Quadratmeter, mit Nebenkosten ist man schnell bei 15, 16 Euro.

Der Maklerring fordert eine noch konsequentere Umwandlung von (leerem) Büro- in Wohnraum oder Erleichterungen bei der Erteilung von Baugenehmigungen. Ausdrücklich lobt Schnorrenberger die gerade von OB Dirk Elbers ins Leben gerufene Task Force zum Aufspüren geeigneter Bauflächen in Hinterhöfen oder auf Industriebrachen.

Die Preisschere zwischen den Stadtteilen geht derweil immer weiter auseinander. Während man in Ober- und Niederkassel, der Carlstadt oder Golzheim Spitzenpreise für Eigentumswohnungen erzielen kann beziehungsweise zahlen muss (siehe Grafik), sieht es in Lierenfeld oder Garath bescheiden aus. Wobei auch Schnorrenberger neue In-Quartiere nach dem Vorbild von Flingern-Nord, wo die Mieten seit 2006 teilweise um 30 Prozent gestiegen sind, längst am Horizont sieht: Friedrichstadt, Oberbilk, und sogar Flingern-Süd. Da ist freilich noch viel Zukunftsmusik im Spiel, hier ist Wohnraum noch immer in weiten Teilen erschwinglich. Was auch den Maklern am Herzen liegt. Schnorrenberger: „Es kann ja nicht sein, dass sich Krankenschwestern oder Polizisten nur noch außerhalb von Düsseldorf eine Wohnung leisten können.“

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