Integration: Elizabeth „Queen“ Drews kämpft für ein bunteres Düsseldorf

Elizabeth „Queen“ Drews versucht, jungen Düsseldorfern mit afrikanischen Wurzeln das Leben leichter zu machen.

Düsseldorf. In der Regel sind es ganz banale Dinge, an denen sich der Konflikt entzündet. Missverständnisse, andere Umgangsformen, die falsch interpretiert werden. Wenn die Kinder es etwa gewöhnt sind, den Eltern nicht direkt in die Augen zu schauen, weil das als respektlos gilt. Und die Lehrerin sie in der Schule dafür rügt, weil dort ein stets gesenkter Blick als Missachtung, zumindest desinteressiert empfunden wird.

Elizabeth Drews, die von allen Queen genannt wird, hilft Kindern mit Migrationshintergrund aus Afrika seit drei Jahren dabei, mit einer doppelten Kultur umzugehen, zu lernen, dass es keinen Widerspruch bedeutet, Düsseldorfer zu sein und nigerianische oder ghanaische Wurzeln zu haben. Dafür wurde sie vor Kurzem mit dem Integrationspreis der Stadt ausgezeichnet.

„Düssel-Buntu“ heißt der Verein, den sie im Jahr 2009 gründete. Der Name ist ein Wortspiel aus den Begriffen Düsseldorf, bunt und Ubuntu, einer afrikanischen Philosophie, laut derer ein Mensch seine Identität durch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft erhält. An diesem Glauben hält Drews fest. Und an ihrem Selbstverständnis, das sie den Kindern vermitteln will. „Unser Ziel ist, dass die Kinder aus ihrer Opferrolle herauskommen“, erklärt die gebürtige Kamerunerin. „Sie sollen sagen: Ich gehöre dazu, ich bin kein Gast, den man nur duldet.“ Und weil Zugehörigkeit vor allem an Sprache, Wissen und Partizipation erkennbar sei, setzt Drews auf Bildung.

Zweimal in der Woche treffen sich rund 40 Kinder und Jugendliche zwischen etwa sechs und zwölf Jahren im Bilker Stadtteilzentrum. Je nach Alter und Schulklasse bilden sie Gruppen, um den Stoff aus der Schule aufzuarbeiten. Zwei fest angestellte und drei ehrenamtlich engagierte Lehrkräfte — Drews eingeschlossen — leiten den Unterricht.

Genauso sehr liegt Drews die Elternarbeit am Herzen. Denn wenn die Eltern nicht verstehen, durch welches Bildungssystem sich ihr Nachwuchs kämpfen muss und welch fundamentale Rolle sie selbst darin spielen, dann könne echte Integration niemals glücken. So begleitet Drews die Mütter und Väter zu Gesprächen in der Schule, zeigt ihnen, wie die Ausleihe in einer Bücherei funktioniert und besucht die Familien zu Hause.

Neben diesen beiden Grundpfeilern der Arbeit bei Düssel-Buntu hat Drews das Programm vor wenigen Monaten um eine ganz neue Lehrmethode erweitert: Interviews mit bekannten Düsseldorfer Persönlichkeiten wie Josef Hinkel oder Walter Schmidt sollen den Kindern und Jugendlichen nicht nur Einblicke in den Alltag in der Bäckerei Hinkel oder den eines Lokalpolitikers gewähren, sondern ihnen auch das Gefühl vermitteln, wahrgenommen zu werden. Für das kommende Jahr habe bereits Konrad Schnabel vom Stadtteilzentrum in Bilk zugesagt.

Bei so vielen Aktionen bleibt selten Zeit zum Durchatmen. Auch wenn ihr Ehemann Georg, der die Vereinsarbeit mitkoordiniert, sie stets unterstützt. Doch jetzt steht die weihnachtliche Entspannung vor der Tür. Die die Familie übrigens ganz deutsch verbringt — mit Kirchgang, Tannenbaum und Besuch der Großeltern.

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