Interview mit Miriam Horwitz: „Ich will selber sagen, wo es lang geht"

Die Schauspielerin hat sich früh von ihrem Vater emanzipiert. Ihr Verhältnis ist bestens. Zurzeit spielt sie in der Komödie.

Düsseldorf. An ihr erstes Theater-Erlebnis im Hamburger Thalia-Theater erinnert sich Miriam Horwitz (29) noch heute. Es war in den späten 80ern, als sie als Kind ihren Vater Dominique Horwitz bewunderte — er spielte damals den Teufel im Kultmusical „Black Rider“. Doch dass die Powerfrau, die mit 13 bereits einen Fernsehpreis für eine Kinderrolle erhielt, später in die Fußstapfen des Vaters trat, entschied sie erst nach dem Abitur. Zunächst wollte Miriam Horwitz, die seit dem siebten Lebensjahr leidenschaftlich Pferde reitet, Tiermedizin studieren. Doch die Liebe zur Bühne war doch größer. Wie groß? Das erlebt man bis 5. September in der Komödie an der Steinstraße. Dort mimt sie in „Zusammen ist man weniger allein“ die trotzige Camille.

Wie lange haben Sie Schauspiel studiert?

Miriam Horwitz: Habe ich gar nicht. Ich hatte zwar schon als Elfjährige meine erste TV-Rolle in der Serie „Bruder Esel“ und spielte dann kleinere Rollen. Doch ich habe schnell kapiert: Ich will selber sagen, wo es lang geht. Ich will bestimmen, was auf der Bühne geschieht. Deshalb studierte ich Regie an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule.

Sie sind also Regisseurin?

Horwitz: Ja, beides. Bevor ich in Düsseldorf als Schauspielerin engagiert wurde, arbeitete ich zwei Jahre fest als Regieassistentin in Heidelberg, wo ich im September auch mein erstes Stück („Yukon Style“, d. Red.) inszenieren werde. Nebenbei bereite ich eine Choreographie für eine Stuttgarter Truppe und ein kleines Stück für Aachen vor. Sie sehen, ich bin gut beschäftigt.

Sie spielen Klavier, reiten täglich Ihr Pferd, inszenieren, spielen. Wie geht das?

Horwitz: Ich spiele von Kind an Klavier. Und: Das Reiten bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück, erdet mich. Ich konzentriere mich ganz auf mein Pferd Joseph und bin abgelenkt von der Black Box Theater.

Sind Sie von Ihren Eltern — die Mutter war Schauspielagentin, vorher Köchin — zum Theater gebracht worden?

Horwitz: Nein. Das war meine Entscheidung. Mein Bruder Lazlo (24) macht was ganz anderes, studierte Business und arbeitet jetzt für die UN. Aber in einem Elternhaus aufzuwachsen, das ständig mit Theater zu tun hat, vereinfacht vieles. Sie erlaubten mir, einiges auszuprobieren: Klavierspielen, Tanzen, Reiten, Fußballspielen. Da mein Vater auch ein Pferdenarr ist, schenkte er mir mit sieben ein Pferd.

Haben Sie als Kind die Berühmtheit Ihres Vaters als Last empfunden?

Horwitz: Nein, ich war früh daran gewöhnt, dass er in Hamburg auf der Straße angesprochen wurde. Aber wir sind dennoch bodenständig erzogen worden, mussten im Haushalt helfen und für unsere Dinge geradestehen. Mit 19 bin ich ausgezogen, habe mein eigenes Geld verdient, und anderem als Kellnerin gejobbt.

Wie ist die Vater-Tochter-Beziehung?

Horwitz: Sie ist hervorragend. Er hat eine starke Persönlichkeit. Wir telefonieren täglich, er berät mich in fast allen Dingen, beruflich und privat. Er kommt auch Ende August hier her, um das Stück zu sehen. Auch ich versuche, seine Premieren zu sehen. Und danach gibt’s immer offen schonungslose Kritik. Das hilft uns beiden.

Und Vater und Tochter auf der Bühne?

Horwitz: Noch nicht, aber ich plane, ein Stück mit ihm zu inszenieren. Wir suchen noch das geeignete Drama. Vor der Kamera haben wir schon zweimal Vater und Tochter gespielt, in einem „Tatort“ aus Baden-Baden und in einem Fernsehfilm. Das funktioniert prima, es gibt für uns keine Hemmschwellen. Denn wir laufen dann beide auf Hochtouren, sind aufgeladen wie zwei Duracel-Batterien.

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