Jan Wellem als Werbeträger

Alles Reklame: Vor allem Düsseldorfer Firmen werben mit dem Kurfürst, aber auch eine Transportfirma aus Kleve.

Düsseldorf. Hoch zu Ross, grün patiniert und geschützt durch einen Gitterzaun mit Spitzen, das Ganze in einem Karree von vier alten Laternen: So kennt der Altstadtbesucher Jan Wellem, so lieben ihn seine Düsseldorfer. Kein Wunder also, dass es gerade dieses Motiv ist, das immer wieder erscheint, wenn von dem Kurfürsten die Rede ist: in Zeitungen und Magazinen, als Logo für Rubriken, auf Postkarten, T-Shirts und natürlich auch als Logo für das Jubeljahr 2008.

Neben den Radschläger-Figuren aus Metall oder Marzipan, neben Schlossturm, Gehry-Bauten oder Lambertuskirche hat sich Jan Wellem als Werbefigur über viele Jahre hindurch etabliert. Nur Heinrich Heine wird als illustratives Symbol für Düsseldorf noch häufiger verwendet - und der träumte einst davon, wie viele Apfeltörtchen man doch für das vom Gießerjungen eingesammelte Edelmetall zur Rettung des Denkmal-Gusses sich hätte kaufen können.

Düsseldorf wäre wohl keine "Werbestadt", wüsste man hier nicht, Jan Wellem als Werbefigur oder -motiv immer wieder zu verwenden. Als Beispiele dürfen Monatsschriften oder Heimatblätter aus den Anfängen des 20.Jahrhunderts gelten, die das Konterfei des Kurfürsten groß auf dem Titel tragen. Karikaturisten spannen Jan Wellem ebenfalls immer gerne wieder für witzige Motive ein, als Karnevalsmotiv haben ihn Fernsehzuschauer schon oft in der ganzen Welt am Fernseher gesehen.

Ab den 1960ern machte "Mühlensiepen" Jan Wellem zum Zugpferd für den Verkauf von Zigarillos und Brauereien kreierten das Jan-Wellem-Altbier. Der sonst als weinzechender Regent bekannte Jan Wellem gönnt sich und seinem Ross auch schon mal eine kleine Bierpause: Auf dem Werbemotiv einer anderen Brauerei prostet er einem bierschlabberndem Pferd zu.

Ganz edel wird einem zumute, wenn man den Kurfürsten bei Franzen auf der Königsallee als stolzen weißen Porzellan-Fürsten reiten sieht. Dieser Genuss fürs Auge kann dann nur noch getoppt werden durch den feinen Speise-Genuss: mit Zucker, Schokolade oder sonstigen Leckereien. Auch wenn am Anfang des "Jan-Wellem-Jahres" noch keine Marzipan- oder Schokolade-Reiterfiguren in den Auslagen von "Heinemann" oder "Otto Bittner" zu sehen sind, gibt es Jan Wellem zumindest als Aufdruck auf den beliebten Pralinenschachteln. "Jan-Wellem-Kugeln" von Bittner sind schon im Umlauf und bei Heinemann überlegt man sich, den Kurfürsten auch als Leckerei daherreiten zu lassen.

Aber nicht nur in Düsseldorf taugt der Name als Werbeträger. In Kleve etwa gibt es ein Transportunternehmen, das den Namen des Kurfürsten trägt. In Köln schmückt sich eine Apotheke damit - sie befindet sich ausgerechnet an der Frankfurter Straße.

Was kaum jemand weiß: Jan Wellem war auch mal der Name eines Schiffes mit bewegter Geschichte. 1921 wurde es als Frachtschiff mit dem Namen "Württemberg" in Bremen gebaut und regelmäßig nach New York geschickt. 1936 folgte ein Umbau: zu einem Walfang-Fabrikschiff mit dem Namen Jan Wellem. Der Autor Wolfgang Frank war mehrmals damit auf Tour in der Antarktis und schrieb drei Bücher darüber. Nach diversen Kriegseinsätzen wurde das Schiff von den britischen Besatzungstruppen 1946 gesprengt.

Und das Ende der Fahnenstange dürfte noch nicht erreicht sein: Es wird sicherlich noch spannend werden, was man sich in der Werbestadt Düsseldorf dieses Jahr alles zu Jan Wellem einfallen lässt - und wofür der Kurfürst noch herhalten muss...

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