Jedes Jahr werden in Düsseldorf 4000 Fahrräder gestohlen

Gerade hat die Polizei eine Bande von jungen Dieben geschnappt. Oft werden die Räder auf dem Trödel wieder verkauft.

Düsseldorf. Sie sind nach Düsseldorf gekommen, um sich die Stadt anzuschauen, sagen sie. Touristen — oder besser Radtouristen. Nur dass die vier Männer nicht mit dem eigenen Rad anreisten, sondern mit fremden Rädern abreisen wollten.

Jedes Jahr werden in Düsseldorf etwa 4000 Räder gestohlen. Jetzt hat die Polizei eine Bande von Fahrraddieben in Pempelfort bei der „Arbeit“ festgenommen.

Ein aufmerksamer Zeuge hatte am Mittwoch gegen 1.15 Uhr in der Ehrenstraße einen Mann bemerkt, der sich an einem Fahrrad zu schaffen machte, und rief die Polizei. Die entdeckte auf dem Weg zum Einsatzort drei weitere Männer, die auf Fahrrädern flüchteten.

Die Täter stoppten in der Bongardstraße, luden die Fahrräder in einen weißen Transporter und sprangen auf die Ladefläche. Der Streifenwagen stoppte den Citroën und die Beamten fanden darin nicht nur die Diebe (17 bis 59 Jahre alt), sondern auch einen Bolzenschneider und sechs gestohlene Räder. Drei der Männer sind offiziell als Touristen in Deutschland, ein 18-Jähriger wohnt in Düsseldorf.

Bandenmäßiger Diebstahl, darauf steht eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, ist bei Fahrrädern keine Seltenheit. Erst vergangene Woche hat die bayerische Polizei eine Truppe von Fahrraddieben geschnappt und dabei sechs Räder sichergestellt, die im Raum Düsseldorf gestohlen worden waren.

„Die Pempelforter Bande hatte es aber nicht auf besonders hochwertige Räder abgesehen“, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Vielmehr habe das Quartett alles mitgenommen, was sich weiterverkaufen lässt.

Allerdings gibt es Fahrradmarken, auf die Diebe es besonders abgesehen haben: zum Beispiel das Hollandrad „Gazelle“. „Das ist derzeit total in. Bei Kunden und Dieben“, sagt Peter Steuer vom Fahrradgeschäft Drahtesel an der Parkstraße. Seine Chefin Katja Kiesner winkt beim Thema Fahrradklau entnervt ab: „Mir haben sie gerade erst zwei teure Räder geklaut. Mein eigenes und ein Leihrad.“

Dabei waren Kiesners Räder gut gesichert. Die Drahtesel-Inhaberin sagt: „Die Profis kommen mit elektrischen Bolzenschneidern.“ Und die bekämen fast jedes Schloss durch. Am sichersten ist immer noch ein Stellplatz im Haus. Denn gestohlen werden Räder überall in der Stadt.

Einen Schwerpunkt gebe es nicht, sagt Polizeisprecherin Heusgen, weil die Banden meist selbst mobil seien. Wetterbedingt verschwinden jetzt natürlich mehr Räder als im Winter. Der Sommer ist Fahrradzeit — auch für Diebe. Und die Aufklärungsrate liegt bei nur 4,25 Prozent.

Viele Bikes tauchen auf Trödelmärkten in der Region wieder auf. „Man sollte sich dort immer die Personalien des Verkäufers geben lassen“, sagt Heusgen. Die Polizei (Tel.: 8700) sucht nun die Opfer der Pempelforter Bande, damit die Räder zurückgegeben werden können.

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