Jetzt gibt es Erziehungskurse auch nur für Männer

Die moderne Erzieherrolle ist noch nicht sehr verbreitet. Kinderbund spricht jetzt die Väter an.

Düsseldorf. Viel hört man über die neuen Väter — sie überlassen die Kinder nicht nur den Müttern, nehmen auch mal Elternzeit und wickeln vielleicht sogar schreiende Säuglinge. Dem Kinderschutzbund in Düsseldorf ist dieser Trend nicht fremd, aber die Geschäftsführerin Barbara Erlbruch weiß auch, dass er sehr viele Väter noch gar nicht erfasst hat. Deshalb gibt es nun ein neues Angebot mit dem Titel: „Wir Väter“.

Eltern-Kurse bietet der Kinderschutzbund in Düsseldorf seit vielen Jahren an. Es hat sich aber wenig daran geändert, dass sie vor allem von Frauen gebucht werden. Unter 600 Teilnehmern im Jahr 2012 waren 80 Väter. Das ist ein Anteil von rund 17 Prozent. Deshalb also nun das reine Väterangebot, und zwar immer samstags, damit auch Berufstätige nicht abgeschreckt werden (siehe Infokasten).

Durch ihre Arbeit mit Eltern kennt Bettina Erlbruch typische Probleme, die bei Paaren mit Kindern auftauchen: „Viele Frauen beschweren sich darüber, ihre Partner würden sich zu wenig bei der Erziehung engagieren. Andererseits trauen sie ihnen aber auch vieles nicht zu.“ Dazu kommen negative Erfahrungen von Männern, zum Beispiel, dass Kinder sich nur von der Mama trösten lassen. Das führe oft dazu, dass die Männer sich noch mehr aus der Vaterrolle verabschieden.

Solche Entwicklungen will Seminarleiter Tillman Schrörs erst gar nicht aufkommen lassen, deshalb richtet sich das Angebot an junge Väter mit Kindern bis drei Jahre.

Sein Ziel ist, dass Väter selbstbewusster werden und in der Erziehung nicht immer die Frauen fragen, wie es geht. Dazu fährt er ein zweigleisiges Konzept: Er stellt wissenschaftliche Erkenntnisse vor, zum Beispiel darüber, wie Kinder ihre Eltern nachahmen, die guten wie die schlechten Verhaltensweisen. Aber es ist auch Platz für offenes Gespräch und Erfahrungsaustausch.

Auch in Düsseldorf ist das Modell des männlichen Ernährers noch weit verbreitet, Frauen setzen viel länger aus, arbeiten Teilzeit. Die berufliche Belastung wird dann zum Grund dafür, wieso Väter ihre Kinder wenig sehen. Wichtig ist nach Bettina Erlbruchs Ansicht, die wenige Zeit intensiv zu nutzen, etwa mit Gesprächen beim Essen.

Schrörs berichtet von einem Vater, der als Professor arbeitete und sich seine Arbeit so legte, dass er sein Kind jeden Morgen in die Kita bringen konnte: „Das war ein Plan, der in einem Seminar entstand. Manchmal geschehen dort Dinge, die man gar nicht planen kann.“

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