Jubiläum: Kampfkunst statt Kampfsport

Neun Großmeister des traditionellen Karates zeigen in Düsseldorf, was sie können.

Düsseldorf. Wer Joachim Laupp gegenübertritt, fühlt sich unweigerlich an eine Figur aus einem Martial-Arts-Film à la Jean-Claude Van Damme erinnert: Der Karatelehrer hat kurz geschorene Haare, einen entschlossenen Blick und einen kräftigen Händedruck. Der durchtrainierte Körper steckt in einem weißen, mit japanischen Schriftzeichen bestickten Kampfanzug. An den Wänden in Laupps Trainingraum stehen martialisch aussehende Stöcke.

Seit rund vier Jahren bietet Laupp Karate-Kurse an der Rethelstraße 28 an. Gängigen Klischees des Hinterhofstudios, dass Kampfmaschinen ausbildet, widerspricht der 54-Jährige: „Ein wahrer Karateka schlägt sich nicht auf der Straße, sondern will von Gewalt wegkommen und ein guter Mensch werden“, sagt Laupp mit sanfter Stimme. Karate, darunter verstehen Europäer eine Kampfsportart zur Selbstverteidigung. Ähnlich war es bei Laupp. Schon als Kind fasziniert ihn der Sport, er kämpft sich hoch und wird im Laufe seiner Karriere mehrfach Europameister. 1981 fliegt er erstmals ins japanische Okinawa, dem Mekka für alle Karate-Anhänger. In Okinawa — hier hat Karate seine Wurzeln — bekommt er über Kontakte die Chance, seinen Karatestil bei einem Großmeister vorzuführen. „Ganz nett, aber was du da machst ist Sport“, sagt ihm Miyahira Katsuya.

Laupp darf bleiben, in sechs Monaten lernt er das traditionelle Karate Okinawas kennen: „Eigentlich ist es eine Kampfkunstphilosophie, stark an den Buddhismus angelehnt. Wir wollen den Charakter vollkommen machen und Werte wie Respekt lehren.“ Immer wieder fliegt Laupp in den nächsten Jahren nach Okinawa, lernt die japanische Sprache kennen und wird Buddhist.

1991 bekommt er von seinem Großmeister den Auftrag, das traditionelle Karate Okinawas nach Europa zu bringen. Seitdem lehrt er in einer Karateschule in Trier, ist mittlerweile einer der höchstgraduierten Sensei — japanisch für Lehrer — in Europa. 2007 eröffnet er die Schule in Düsseldorf, deren Namen übersetzt „Haus für gute Menschen“ bedeutet. 70 Schüler unterrichtet er und hier feiert Sensei Laupp auch das 20-jährige Jubiläum des traditionellen Karates in Europa.

Zu den viertägigen Feierlichkeiten werden nächste Woche neun Großmeister — ranghöchste Karate-Gürtelträger — aus Okinawa anreisen. „Das ist eine große Ehre für mich, so viele sind noch nie gemeinsam nach Deutschland gekommen“, sagt Laupp stolz. Die Großmeister werden im Rathaus empfangen und zeigen an der Rethelstraße ihr Können.

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