Jugendwahn: Gucci-Sandalen und Krähenfüße – passt das?

Alt sein in der Modestadt – das passt offenbar nicht. Zahlreiche Spielarten gibt es hier, das Altern aufzuhalten. Aber wieso?

<strong>Düsseldorf. Eine Glaswand trennt das Wartezimmer der Kö-Klinik vom Empfangsbereich, an dem junge schwarz gekleidete Mitarbeiter lächeln, die ebenso gut in einem der benachbarten Designerläden Blazer verkaufen könnten. In den schwarzen Ledersesseln hockt eine junge Frau, deren glattes Gesicht verrät, dass sie sogar noch jünger aussieht, als sie ist. Eine Dame im mittleren Alter blättert ihr gegenüber in einer Zeitschrift - sie sieht fantastisch aus. Was macht sie hier bloß? Seit Jahren steigen die Patientenzahlen in der Schönheitsklinik an der Kö, schon ab Mitte 20 wollen Menschen mit Liften und Unterspritzen dem Alterungsprozess optisch Einhalt gebieten. Sind Krähenfüße kombiniert zu Gucci-Sandaletten ein "No Go" in der Modestadt? "Viele haben ein bestimmtes Schönheitsideal im Kopf", gibt Lars Schumacher, einer von sieben plastischen Chirurgen der Klinik, zu. Dass Schlabber-Trizeps und Schlupflider nicht dazugehören, ist wohl auch außerhalb der Klinik mehrheitsfähig.

Es stört die Furche, nicht das Alter im Pass

Lars Schumacher will dennoch nicht vom Jugendwahn sprechen. Er habe nur wenige Patienten erlebt, die generell mit ihrem Alter unzufrieden seien - und die habe er auf die Psychiatercouch statt den OP-Tisch geschickt. "Die meisten wissen genau, wo ihr Problem liegt", erklärt Schumacher. "Zaubern Sie mich jung!" hört er fast nie. Eher: "Die Zornesfurche passt nicht zum Rest-Gesicht." Das Alter ist also nicht die Krux. Sondern das Kreuz mit den Begleiterscheinungen.

Der Arzt hantiert mit sonderbaren Zusammenhängen: "Das Tempo des Lebens hat sich verändert", erklärt er und meint: Man altert früher durch den gesteigerten Stress, den man andererseits nur bewältigen kann, wenn man möglichst gar nicht altert. Lars Schumacher ist deshalb sicher: Die Zukunft des Anti-Ageng liegt in der Gentechnik. Sie soll eines Tages das Altern weitgehend aus dem Erbgut tilgen.

Kö-Klinik Die Klinik hat drei Operationssäle und sieben plastische Chirurgen. Sechs bis zehn Eingriffe werden täglich vorgenommen. 15Prozent der Patienten sind inzwischen Männer.

Anti-Aging-Center Serge Uretzkis "Medical Care Center" an der Berliner Allee 44a bietet zahlreiche Diagnosemöglichkeiten sowie Behandlungsräume für Massagen, Lifestyle-Beratung und auch Infusionen zur Gefäßreinigung.

Forschung Die Projekte der Uni Düsseldorf zum Thema Altern sind im Netz dargestellt unter: www.uni-duesseldorf.de/alternsforschung

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