JVA Düsseldorf: Im Super-Knast fehlen nur noch Gefangene

Die neue JVA Düsseldorf ist fertig. Sie ist modern, vor allem aber streng gesichert.

Ratingen/Düsseldorf. Ein langer, bunt gestrichener Gang, ein paar Treppen und Türen, dann ist der Besuchsraum mit zwei schwarzen Kunstleder-Couchgarnituren erreicht. Frische Zimmerpflanzen säumen einen Spielteppich, auf dem ein Bobbycar mit einem Plüschaffen darauf steht.

Aus dem Fenster schaut man auf hügeligen Rasen, durchzogen von hell gepflasterten Wegen. Allerdings: Das Fenster ist vergittert. Das neue Düsseldorfer Riesengefängnis auf Ratinger Gebiet ist fertig. Anfang Februar ziehen die Gefangenen ein.

855 Inhaftierte haben in der modernen JVA Düsseldorf Platz. An der Oberhausener Straße zwischen Ratingen und Düsseldorf wurden für den Neubau auf 125 000 Quadratmetern 180 Millionen Euro investiert.

„Gewalt und Kriminalität werden immer zu unserem Leben gehören“, sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) gestern beim Ortstermin. „Die Frage ist, wie wir als Gesellschaft damit umgehen.“

Das neue Gefängnis scheint die Antwort zu geben: Nicht, indem die Straftäter einfach weggeschlossen werden. Kutschaty: „Wir wollen die Gefangenen motivieren, ihr Leben auf eine gute gesellschaftliche Grundlage zu stellen.“

Die neue Anstalt wird daher mehr Stellen für Lehrer haben. Zudem gibt es 5000 Quadratmeter Produktionsfläche, auf denen Hunderte Inhaftierte Arbeit finden werden — oder in der Lehrwerkstatt eine Ausbildung absolvieren können.

Etwa 50 Gefangene aus dem alten Düsseldorfer Gefängnis, der Ulmer Höh’, sind schon täglich im JVA-Neubau, um einzurichten. „Wir erfahren viel Zustimmung“, sagt der Anstaltsleiter Bernhard Lorenz. Vor allem für die große Sporthalle mit Fitnessraum und Kunstrasen-Fußballplatz.

Aber auch für die Bediensteten ändert sich viel. Küchenleiter Thorsten Weigelt muss mitunter nicht einmal zum Messer greifen: Er hat im neuen Gefängnis eine Speckwürfelschneide- und eine Frikadellenportionier-Maschine.

Die größte Verbesserung allerdings sind die Zellen. Nur rund 80 Zweierzellen gibt es, alle anderen Haftplätze sind in Einzelzellen. Mit abschließbarer Nasszelle, großen Fenstern, blauen Vorhängen und apfelgrünen Türen zum Gang. Dort gibt es dann Einzelduschen.

Denn: Die Sicherheit geht bei aller Schönheit vor. Übergriffe, aber auch Ausbruchsversuche soll es nicht geben. So sind die Gitter vor den Fenstern aus hartem Manganstahl, sobald ein Handy im Gebäude klingelt, wird in der Zentrale ein Alarm ausgelöst. Die Außenmauer hat Detektoren und Kameras. Und über dem Fußballfeld sind Stahlseile gespannt — falls jemand auf die Idee kommt, mit Hilfe eines Helikopters auszubrechen.

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