Kämpferische Streikende — und entspannte Fluggäste

Tausende waren gestern von der Arbeitsniederlegung betroffen. Heute geht der Streik weiter.

Düsseldorf. So lange Schlangen im Terminal gab es noch nie. 189 Flüge fielen wegen des Streiks des Sicherheitspersonals gestern aus, davon wurden alleine 157 Starts annulliert. Bis zu vier Stunden mussten Reisende auf den Beinen bleiben, um längs durch die Halle bis zur Schleuse zu kommen. Doch Unmut oder gar Aggressionen kamen nur selten auf.

Ganz entspannt ist beispielsweise Angelika Rothe aus Düsseldorf: „Wir hatten zwar mitbekommen, dass ein Streik droht, aber unsere Reise in die Türkei ist seit langem geplant gewesen.“ Sie ist mitten in der Schlange, und der Flug geht in wenigen Minuten, doch sie ist locker. „Wir werden hier gut versorgt.“

Emotionaler reagiert Günter Trütgen aus Essen. Er hat noch mindestens eine Wartezeit von zwei Stunden vor sich. Doch gerade jetzt um 10 Uhr müsste sein Flug nach Antalya gehen. Da kann der Puls schon mal in die Höhe schnellen. „Wenn der Streik von Verdi früher angekündigt worden wäre, hätte ich sicher noch umbuchen können.“ So aber habe er erst am Morgen von dem Ausstand erfahren. Dennoch habe er Verständnis für Beschäftigte, die zu wenig Geld verdienen oder befristete Arbeitsverträge haben.

Das sieht André Baumgarten aus Münster ähnlich. „Jeder hat das Recht, zu streiken.“ Sein Flug geht in einer Stunde. Er muss nach Istanbul, um den Anschluss nach Tansania zu bekommen. Bis er an der Treppe zum Flugsteig B angekommen ist, kann es noch dauern, da er ganz hinten in der Schlange steht.

Dass es so ruhig bleibt, ist laut Flughafen-Sprecher Thomas Kötter auch ein Verdienst des Koordinierungsstabs. Auf Monitoren ist zu sehen, ob es irgendwo Schwierigkeiten gibt. „So können wir spontan reagieren.“ In der Tat rauscht gegen 9.15 Uhr ein Feuerwehrfahrzeug an. Löschkräfte schleppen Stühle und verteilen sie entlang der Schlangen. Schon bald gibt es keine freien Plätze mehr. Dankbar sind die Menschen auch für Wasserflaschen, die ein Mitarbeiter verteilt. Auch Süßigkeiten werden angeboten.

Unmut gibt es aber wenige Meter weiter in einem Saal des Maritim-Hotels — der Streikzentrale. „Wir werden diesmal zeigen, dass wir ganz anders verhandeln“, ruft Özay Tarim den rund 350 Streikenden zu. „Wir werden uns nicht mit 30, 40 Cent mehr abspeisen lassen.“ Jubel brandet auf. „Wir wollen 16 Euro“, fordern die Mitarbeiter lautstark. Heute soll der Arbeitskampf fortgeführt werden.

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