Kampf für ein sauberes Rheinufer

Immer mehr Eigeninitiativen bilden sich, um Abfall zu beseitigen. Die Stadt verzeichnet erste Erfolge.

Düsseldorf. Ein verkohlter Grill, Plastikflaschen, Kronkorken, die der sandige Boden schon fast verschluckt hat — einige der Reste eines lauen Sommerabends am Bremer Strand. Ein Großteil davon ruht ordnungsgemäß in den Abfalleimern. Manches wurde aber doch achtungslos zurückgelassen. Darum kümmern sich Birgit Stenger und einige Helferinnen. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Rheinufer von Müll zu befreien. Nicht nur, weil er die Umgebung verunstaltet, sondern auch, weil er Menschen und Tieren schadet, wenn er ins Flusswasser gelangt.

An schönen Tagen bildet der Rhein eines der beliebtesten Ausflugsziele, Tausende schlagen entlang des Flusses ihr Lager auf, um zu grillen oder zu picknicken. Dabei sammeln sich pro Saison etwa 100 Tonnen Müll an. Im Jahr kostet das die Stadt rund 330.000 Euro zusätzlich. Das Umweltamt hat erkannt, dass etwas getan werden muss. Darüber hinaus bilden sich immer mehr Eigeninitiativen, die dem Müll in öffentlichen Bereichen zu Leibe rücken.

Stenger ist Mitglied der Surfrider Foundation, die sich für den Schutz und die Sauberkeit von Stränden, Meeren und Flüssen einsetzt. Über das Internet bat sie um Unterstützung für ihr Vorhaben. Positive Resonanz erhielt sie unter anderem von Friederike Menschel. „Ich sammele auch in meiner Freizeit Müll ein“, sagt sie. Plastiktüten und Schalen von Einweggrills, sogar benutzte Windeln. „Es stört mich schon rein optisch.“ Allerdings sorge sie sich vor allem um die Folgen für die Umwelt.

Ein weiteres Beispiel: Erst vor wenigen Tagen berichtete die WZ über zwei Düsseldorfer Schüler, die regelmäßig auf eigene Faust Abfall beseitigen — Verstärkung für die Mitarbeiter der Awista, die an sommerlichen Wochenenden mit aufgestockter Mannschaftsstärke im Einsatz sind. Jeweils zwölf Mitarbeiter zogen am Samstag und Sonntag aus, um Abfalleimer im Stadtgebiet zu leeren.

Im Rahmen der Kampagne „Unsere Stadt. Unsere Ufer. Unsere Verantwortung“ hatte das Umweltamt im April rund 80 zusätzliche Saisontonnen rechts- und linksrheinisch aufgestellt. Am Sonntagmorgen quellen sie regelrecht über, einzelne Tüten wurden aus Platznot daneben deponiert. „Die Stadt tut genug, jetzt kommt es auf die Bürger an“, betont Stenger.

Der Meinung ist auch Ralf Böhme, Sprecher der Awista. „Die Situation ist abhängig vom Verhalten der Leute“, meint Böhme. Am Rheinufer werde sie immer kritisch bleiben. Dass die Menschen dort grillen, gelte lediglich als geduldeter Zustand, nicht verboten, aber eben auch nicht durch die Stadt gefördert. „Hundertprozentig saubere Rheinwiesen wird es nur geben, wenn man das Grillen verbietet, aber das will ja keiner“, sagt Böhme.

Trotzdem scheinen die Maßnahmen der Stadt zu fruchten, glaubt Michael Zimmermann vom Ordnungs- und Servicedienst. Er wagt eine vorsichtige Bilanz, die hoffnungsvoll stimmt: „Von Mitarbeitern habe ich die Rückmeldung erhalten, dass die Sensibilisierung der Menschen Wirkung zeigt.“

Das Bewusstsein der Menschen zu schärfen, sie zu überzeugen, dass jeder Einzelne Verantwortung für die Umwelt trägt, bleibt Birgit Stengers persönliches Projekt. „Es ist eigentlich so einfach“, sagt sie. „Jeder kann dazu beitragen, er muss es nur wollen.“

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