Karten-Ärger: Wucher-Tickets sind legal

Der WM-Kampf war auch Zahltag für dubiose Ticket-Anbieter. Die Verbraucher haben kaum eine Chance, sich zu wehren.

Düsseldorf. Für Achim Wolf kam der erste Tiefschlag schon vor dem Klitschko-Kampf am Samstag, Für 154,80 Euro hatte Ehefrau Barbara ihm zu Weihnachten eine Eintrittskarte bei dem Internetanbieter Tickets 75 bestellt. Tatsächlich handelte es sich aber laut Aufdruck um eine 55-Euro-Karte. "Das ist doch Betrug", ärgert sich der Musik-Produzent.

Peter Albrecht, Chef von Tickets 75, sieht das anders: "Wir weisen schon auf der ersten Seite unseres Internet-Auftritts darauf hin, dass unsere Preise erheblich von den normalen Preisen abweichen können." Wie der Unternehmer aus Fockbek in Schleswig-Holstein erklärt, kaufe man die Eintrittskarten teilweise selbst schon zu höheren Preisen ein: "Wir sind ein kleiner Anbieter. Es gibt große Firmen, die haben noch ganz andere Spannen."

Wie Thomas Bradler, Rechtsexperte bei der Düsseldorfer Verbraucherzentrale, bestätigt, hat der Mann rechtlich nichts zu befürchten: "Natürlich ist das Abzocke. Strafbar macht sich eine Firma aber nur, wenn sie vorgibt, eine höherwertige Eintrittskarte zu verkaufen, als dann tatsächlich geliefert wird."

Ein kurzer Blick des Verbraucherschützers auf die Internet-Seite reicht ihm: "Die Bedingungen stehen gleich auf der ersten Seite. Da kann der Kunde wenig machen." Die Verbraucherzentrale empfiehlt, Tickets nicht bei Dritt-Anbietern zu kaufen, sondern am besten direkt vom Veranstalter - oder der Agentur, die vom Veranstalter empfohlen wird.

Konzert-Veranstalter Bernd Lewkowicz kennt das Problem, denn solche dubiosen Methoden gibt es auch im Musik-Business: "Für mich sind das Kriminelle. Die handeln teilweise mit Karten, die sie noch gar nicht besitzen." Erst wenn ein Kunde bestellt hat, besorgen die Agenturen die Tickets irgendwo im Internet. Bei Veranstaltungen, die ausverkauft sind, wird das natürlich teuer.

Lewkowicz: "Ich habe vier Rammstein-Konzerte gemacht. Alle Karten wurden nur personalisiert abgegeben. Beim englischen Glastonbury Festival müssen die Käufer sogar schon ein Foto mitschicken, das dann auf die Karte kommt."

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