Kirche läutet zur Probe fürs 5-Sterne-Hotel

Ungewöhnlicher Lärmtest: Für eine künftige Düsseldorfer Herberge nebenan ließ St. Andreas die Glocken klingen.

Düsseldorf. Aufwachen im 5-Sterne-Hotel — da denkt man an flauschige Kissen, Sonnenstrahlen, die durchs Fenster schauen, und Frühstück am Bett mit Croissants. Nicht aber an laute Kirchenglocken morgens um acht.

Das kann aber durchaus passieren, wenn das 5-Sterne-Hotel direkt neben einer Kirche liegt, wie es beim Derag Livinghotel „Di Medici“ der Fall sein wird, das gerade in der Düsseldorfer Altstadt entsteht. Deshalb ist der Hotelkonzern, wie erst am Donnerstag bekannt wurde, im Vorjahr mit der Bitte um ein Probeläuten an die Dominikaner von St. Andreas herangetreten — ein Klangtest der anderen Art.

Und so hörten die Bewohner der Altstadt vor einigen Monaten ein Konzert, dessen Bedeutung niemand kannte. Die vier Glocken läuteten einzeln und in Kombinationen, während die Techniker im Hof der Hotelbaustelle ihre akustischen Messungen machten.

In vielen Kommunen hat das Kirchenläuten schon Streit ausgelöst, Anwohner fühlten sich gestört. Gerichte wurden bemüht, die in der Regel das Läuten aber als Kulturgut einstuften und die Glocken nicht verstummen ließen.

Auch Pater Wolfgang Sieffert sieht die Sache entspannt: „Im westlichen Turm hängen die großen Glocken, die sind nun einmal deutlich lauter.“ Der Kontakt zur Derag sei stets angenehm gewesen. Sieffert kann sich sogar vorstellen, dass die Lamellen an den Kirchturmfestern verändert werden, um die Akustik im nahen Umfeld von St. Andreas zu verbessern. Das wäre aber Sache des Landes als Eigentümer des Baus.

Doch beim Hotelkonzern will man davon nichts wissen, die Glocken sollen läuten: „Das ist gelebte Geschichte“, heißt es. Die Zimmer zum Hof bekämen schallisolierte Fenster.

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