Konditorei Heinemann: Träume aus Schokolade

Heinz-Richard Heinemann kennt die Wünsche seiner Kunden und erfüllt Sehnsüchte – in Düsseldorf und sogar in Rom.

Düsseldorf. Seit 1932 hat sich in der Welt viel verändert. In dem Jahr wurde die Konditorei Heinemann gegründet. Manches ging so schnell, dass Trendbewusste mit "Slow Food" oder Entschleunigung dagegen steuern. Sie könnten auch einfach zu Heinemann gehen. "Mehr als 50 Prozent unserer Rezepte sind noch genauso wie vor dem Krieg", sagt Heinz- Richard Heinemann, der ein ganz klares Konzept fährt: Gutes bleibt am besten so, wie es ist.

"In Zeiten der Globalisierung wollen wir den Menschen ein Stück Heimatgefühl geben. Wir wollen immer authentisch sein", beschreibt der Chocolatier in kurzen Sätzen die Philosophie des Familien-Unternehmens. Treue Kunden sind dem 60-Jährigen wichtiger als rasante Umsatzsprünge: "Schon mein Vater sagte, dass wir nie an der Spitze der Konjunktur stehen werden, aber auch nie am Ende. Wem es gut geht, der gönnt sich ein Stück Kuchen. Wer den Frust hat, erst recht."

Dabei bedeutet Traditionsbewusstsein nicht den Verzicht auf Innovation. Als Vater Hermann Heinemann in den siebziger Jahren den Champagner-Trüffel erfand, war das der Start eines Erfolgsmodells: "Damals wurde eigentlich mehr Whiskey getrunken. Die Whiskey-Trüffel liefen auch lange besser." Aber mit den Jahren wurde die edle Variation in Champagner das Aushängeschild des Unternehmens. Der Trüffel eroberte höchste politische Ebenen ebenso wie Fürstenhäuser, gehört zum Reiseproviant von Stars und Sternchen und reist heute inzwischen um die ganze Welt. In Japan hat der Champagner-Trüffel seine Freunde und auch im Moskauer Kreml wird die Edel-Praline gern ausgepackt.

"Mein Vater hat Helmut Kohl dreimal im Jahr Trüffel in die Kabinettssitzung nach Bonn geschickt", erinnert sich Heinemann. Kein Wunder, dass auch Bundespräsidenten wie Friedrich von Weizsäcker, Roman Herzog, aber auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt auf den Geschmack kamen.

Und angeblich auch der Papst. "Aber das ist ein Märchen," klärt der Wahl-Düsseldorfer auf, "der Papst trinkt überhaupt keinen Alkohol und isst darum auch keine Champagner-Trüffel. Aber er mag sonst fast alles, was von Heinemann kommt, unter anderem den Christstollen und Spekulatius."

Der Kontakt zum Papst entstand durch eine gute Kundin, die Joseph Karl Ratzinger schon kannte, bevor er Kardinal wurde. So kam Heinemann vor zwei Jahren auch zu einer Privataudienz in Rom: "Für mich war das ein großes Erlebnis, da ich gläubiger Katholik bin." Eine große Torte mit dem Papst-Wappen hatte Heinemann als Gastgeschenk mitgebracht.

Doch der Chocolatier hat trotz aller prominenten Kunden die Bodenhaftung nicht verloren. Dass viele Menschen auf den Cent achten müssen, beschäftigt auch ihn. So gibt es montags bei Heinemann den Kaffee-Klatsch. Für 5,11 Euro gibt es ein Stück Kuchen und so viel Kaffee dazu, wie die Gäste mögen.

Dass man sich den Besuch bei Heinemann nicht mehr leisten kann, mag er sich gar nicht vorstellen: "Wir sind gar nicht teuer. Wenn Sie in einen Supermarkt gehen und die Pralinen-Preise auf 100 Gramm umrechnen, werden Sie keine Unterschiede zu Produkten aus der Fabrik feststellen. Und das, obwohl bei uns alles frisch, ohne Konservierungsstoffe und Handarbeit ist."

Heinz-Richard Heinemann engagiert sich im sozialen Bereich. Bereits seit 1985 ist er im Kuratorium der Deutschen Aids-Stiftung: "Es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Aids auch heute noch nicht heilbar ist." Das gerate offenbar in Vergessenheit.

Nun ist Heinemann auch noch Buchautor geworden. "Schokoladenträume" heißt sein erstes Werk, in dem er seine Lieblingsrezepte verrät - auch das für die Champagner-Trüffel. "Die Idee zu dem Buch gab es schon seit vielen Jahren, aber es war mir immer zu viel Arbeit", schildert er die Entstehungsgeschichte. Im Mai kam dann ein Münchener Verlag auf ihn zu, der ein verlockendes Angebot machte: "Ich konnte die Rezepte so schicken, wie ich wollte. Ganz gleich, ob auf Papier, mit der Hand geschrieben oder mal eben zwischendurch am Computer."

Die Rezepte wurden dann von einem Hobby-Konditor nachgebacken. Heinemann: "Dadurch hat das Buch einen besonderen Charme. Denn auf den Fotos sieht man, dass da manchmal Schokolade herunter läuft und manches nicht perfekt ist. So würden die Pralinen niemals in den Laden kommen." Aber die Schokoladenträume sollen kein Buch für Fachleute sein. Darum ist Heinemann mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden. Von der ersten Auflage sind nur noch einige Restexemplare vorhanden, 2000 Stück sind bereits nachbestellt: "Denn eigentlich ist das ja ein Weihnachtsbuch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort