Krimi-Autorin Sabine Klewe: Mörder und ein magisches Monogramm

Sabine Klewe findet in ihrer Heimat Düsseldorf jede Menge Stoff für Krimis. Im April erscheint ihr achter — härter als je zuvor.

Düsseldorf. Sie heißen Sabine Klewe, Stefanie Koch, Silvia Kaffke und Susanne Kliem. Moment, da stimmt doch was nicht. Passionierte Privatschnüffler schöpfen Verdacht. Ein Deckname? Ein Pseudonym? Oder gar ein magisches Monogramm? Tatsächlich stecken hinter diesen Namen vier verschiedene Autorinnen, die sich Düsseldorf als Tatort ihrer Kriminalromane ausgesucht haben.

Eine ausgewiesene Wiederholungstäterin ist die 46-jährige Sabine Klewe. Bereits viermal hat sie ihre Hobbyermittlerin, die Fotografin Katrin Sandmann, auf Mördersuche geschickt. Dreimal hat sie in historischen Kriminalromanen Ermittlungsmethoden jenseits des DNA-Abgleichs und Fingerabdrucks untersucht. Jetzt wird es eine Spur härter: Im April erscheint ihr achter Krimi, „Der Seele weißes Blut“, in dem sie ein Polizistenduo einen Serienkiller jagen lässt, der Frauen zu Tode steinigt.

„Das wäre nichts für Katrin gewesen“, erklärt Klewe. Da müssen richtige Polizisten ran: eine Düsseldorfer Kommissarin, die selbst Gewalterfahrungen gemacht hat, und ein Kollege, der von Köln nach Düsseldorf versetzt wird. Die studierte Literaturübersetzerin Klewe, die an der Heine-Uni einen Lehrauftrag hat und zugleich ihre Dissertation über die schottische Krimiautorin Val McDermid schreibt, hätte sich das bei ihren ersten Romanen noch nicht zugetraut.

Inzwischen kennt sie sich gut aus im Polizei-Alltag, ist nachts mit Beamten Streife gefahren und beherrscht das Vokabular. Auch äußerlich hat sich die gebürtige Düsseldorferin verändert. Lange blonde Haare geben ihr auf alten Fotos eine weiche Erscheinung, seit zwei Jahren tritt sie mit energischem Kurzhaarschnitt auf. „Ich wollte etwas über Misogynie, über Hass gegen Frauen schreiben“, sagt sie zum neuen Buch. Dabei legt sie eine falsche Fährte, denn Steinigungen führen nicht nur zum Islam, sondern kommen auch in der christlichen Kultur vor. Dass es dabei hart zur Sache geht, gehört für die Mutter von drei Söhnen (23, 20 und 18 Jahre) dazu. „Das ist unangenehm, klar. Aber es berührt beim Lesen und macht nachvollziehbar, wie es dazu kommen konnte.“

Was die Darstellung von Gewalt angeht, da tun sich Männer und Frauen nichts beim Schreiben, findet Klewe. Schon aber dabei, worüber sie schreiben. „Männer interessieren sich für Machtstrukturen, Mafia und politische Verstrickungen. Frauen sezieren die persönliche Ebene, psychologische Aspekte faszinieren uns.“

Vor allem erfinde sie die Fälle für ihre Leser. Und da spielt Düsseldorf eine große Rolle: „Ich kann authentischer beschreiben, was ich kenne.“ Klewe ist hier aufgewachsen und wohnt heute in Bilk. „Ich kann aus dem Vollen schöpfen“, sagt sie. Als Finanz- und Modestadt und mit all ihren sozialen Problemen biete die Stadt einen guten Schauplatz. In die Schublade Regionalkrimis möchte sie dabei nicht gesteckt werden. So oder so ähnlich könnten ihre Fälle auch anderswo passieren. Obwohl sie als Mitglied des Köln-Düsseldorfer Kriminalkomitees mit Kollegen aus beiden Städten bei Lesungen kooperiert, denkt sie aber nicht daran, mal in die Nachbarstadt auszuweichen.

Der Zusammenschluss ist ein Versuch, aus der Einsamkeit des Schreibens herauszukommen. Mit Stefanie Koch ist sie befreundet, die anderen Autorinnen mit den K-Nachnamen kennt sie, deren Romane auch. In der Krimi-Szene komme man gut miteinander aus. Da höre man von Autoren des Schriftstellerverbandes anderes. Sensible Künstler-Seelen eben. „Künstler sind wir auch“, entgegnet Klewe auf das gängige Vorurteil, Krimiautoren seien eher handwerklich denn literarisch begabt. „Die Geschichten stehen im Vordergrund. Ich schreibe, was die Menschen auch lesen wollen“, sagt sie selbstbewusst. Ihr neuer Roman erscheint bei Goldmann, zum ersten Mal in einem der großen Verlage. Ebenfalls im April kommt ihr nächster historischer Roman auf den Markt. „Die Henkerin“ hat sie mit Martin Conrath geschrieben. Auf dem Cover steht: Sabine Martin. Schon wieder so ein Name.

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