Akustisches Donnerwetter in der Oper

Die japanische Gruppe Yamato rückt mit so viel Schlagzeug an, dass es nur so kracht. Die Zuschauer sind begeistert.

Düsseldorf. Die Bühne des Opernhauses gleicht einem exotischen rituellen Ort. Eine dunkelbraune, silbern verzierte Trommel vom Umfang eines Mammutbaums beherrscht das Bild. Drumherum sind kleinere Schlagzeuge in verschiedenen Farben aufgebaut. Die kleinsten Trommeln sind weiß, handlich und prädestiniert für virtuose Wirbel.

Die Zuschauer blicken an diesem Dienstagabend auf das urtümliche Reich der japanischen Trommler-Gruppe „Yamato“, die vor acht Jahren schon einmal in Düsseldorf, in der Tonhalle, aufgetreten war.

Elf junge Frauen und Männer in folkloristischen, teils ärmellosen Kostümen hauen auf die Pauke, dass es im Saal nur so donnert. Schier grenzenlos scheint die Energie der munteren Truppe zu sein, die gelegentlich zu slapstickartigen Scherzen aufgelegt ist.

Als zum Beispiel die Gruppe mit ernsten Gesichtern und gehobenen Armen zu einem womöglich besonders bedeutungsvollen Trommelschlag ausholt, ruft einer der Spieler unerwartet ein laxes „Hallo“ ins Publikum und winkt dazu. Zweiter Versuch — und wieder schert der Trommler aus und sagt „Gute Nacht“. Solche humorvollen Zwischenfälle bringen einen angenehmen ironischen Bruch in das knapp zweistündige, kultische Schlagzeug-Gewitter.

Der Klang der Trommeln ist meist dunkel und ziemlich laut. In den Ohren jedoch schmerzt er nie, dafür liegt er zu tief. Besonders eindrucksvoll ist die Riesentrommel von der Größe eines Kinder-Plantschbeckens. Das Instrument muss immens robust sein, denn die Spieler schlagen mit ihren selbstgebauten, teils extrem großen Klöppeln mit einer Wucht auf das Fell, als wollten sie „Hau den Lukas“ spielen.

Zwischendurch werden zwar auch leise Töne angeschlagen, Flöten und Gitarren und die Singstimme eingesetzt, doch meist veranstaltet die Gruppe ein Donnerwetter, als wolle sie im ganzen Universum Gehör finden. Der Reiz der Performance entsteht weniger durch die musikalische Substanz, die ja fast ohne Melodie und Harmonie auskommt, sondern durch die starken Rhythmen und die frappierende Virtuosität der Spieler.

Im gut besuchten, aber nicht ganz ausverkauften Opernhaus herrscht bei den Zuschauern Begeisterung. Es gibt stehende Ovationen und zum Dank dafür mehrere Zugaben.

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