Alexandra Stampler-Brown: Eine Managerin mit musischer Begabung

Alexandra Stampler-Brown ist die neue Geschäftsführerin der Oper. Sie hat Jura studiert und das Violinspiel.

Alexandra Stampler-Brown: Eine Managerin mit musischer Begabung
Foto: Zanin

Düsseldorf. Sie ist die neue Geschäftsführende Direktorin der Deutschen Oper am Rhein, Alexandra Stampler-Brown. Die Geigerin und Juristin sammelte Berufserfahrung in Österreich, Indonesien und Schottland. Ihre heutige Domäne ist das Kulturmanagement.

Frau Stampler-Brown, was hat es mit ihrem zweisprachigen Doppelnamen auf sich?

Stampler-Brown: Der erste Teil ist österreichisch und stammt aus der Steiermark; den zweiten Teil gibt es erst seit zehn Jahren: Es ist der schottische Name meines Mannes.

Sie sind viel herumgekommen: Was haben Sie im Ausland alles gemacht?

Stampler-Brown: Ich war zehn Jahre lang in Schottland. Zuerst habe ich in Edinburgh meinen MBA im Bereich Kulturmanagement gemacht und an mehreren Theatern in Schottland gearbeitet. Zuvor war ich vier Jahre lang in Indonesien und habe jungen Musikern das Spielen im Orchester beigebracht.

Würden Sie sich als Juristin bezeichnen, die zur Musik gekommen ist, oder als Musikerin, die zu Juristerei und zum Management wechselte?

Stampler-Brown: Die zweite Formulierung trifft es. Ich habe zuerst in Wien Geige studiert. Doch ich glaube, ich wäre als Profi-Musikerin nicht glücklich geworden. Damals habe ich gedacht: Was kann man „nebenbei“ studieren? Und da bin ich auf Jura gekommen, weil mich das Fach sehr interessiert.

Und so etwas ging wirklich nebenbei?

Stampler-Brown: Na ja, mein Geigen-Professor hat mir gesagt: „Du musst dich entscheiden.“ Es lief dann noch eine Weile parallel, aber dann habe ich mich ganz für Jura entschieden.

Haben Sie die Entscheidung je bereut?

Stampler-Brown: Als ich als Anwältin gearbeitet habe, waren die Arbeitszeiten enorm. Dabei fiel die Geige ganz weg, was für mich sehr schmerzhaft war und auch emotional unbefriedigend. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass mir das Jurastudium bei meinen heutigen Aufgaben sehr hilft. Denn Kulturmanagement besteht zu 70 Prozent aus juristischen Aufgaben.

Ist das denn nicht ein schwieriger Job angesichts knapper Kassen und des Sorgenkind-Standorts Duisburg?

Stampler-Brown: Ja, denn die finanziellen Spielräume, die wir vor 20 Jahren noch hatten, sind heute ausgeschöpft. Wir befinden uns in einer Ära, wo wir sagen können: Wir arbeiten effizient. Und die neue Herausforderung besteht darin, der Gesellschaft klar zu machen, dass wir die Lebensqualität fördern und den Standort attraktiv machen, indem wir Weltklasse-Oper und -Ballett bieten.

Aber Klasse kostet, oder?

Stampler-Brown: Das schon, aber ein Mittelklasse-Angebot würde wegen der laufenden Aufwendungen kaum weniger kosten. Das kleine finanzielle Extra hat eine enorme Hebelwirkung. Beispielsweise können wir uns dann gefragte Regie-Teams und bei Bedarf auch Gast-Sänger leisten, zur Realisation besonderer Produktionen.

Können Sie als ökonomisch gebildete Managerin erklären, warum Theater trotz einer wachsenden Volkswirtschaft immer mehr sparen müssen?

Stampler-Brown: Es wächst ja auch gleichzeitig der Umfang von Anforderungen an die Kommunen, die immer wieder neu überdacht werden müssen. Dabei werden die Zuwendungen an den Kultursektor mit in die Diskussion gebracht. Wir überlegen uns, was unser Leben in dieser Gesellschaft lebenswert macht, und wir kommen immer zu dem Schluss, dass ein vielfältiges Kulturangebot essenziell ist. Ohne finanzielle Zuwendungen können wir aber den Eintritt zu erschwinglichen Preisen nicht anbieten. Die Unterstützung von Sponsoren und unserem Freundeskreis spielt in diesem Zusammenhang natürlich auch eine immer bedeutendere Rolle.

Gibt es einen Hoffnungsschimmer?

Stampler-Brown: Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Kultur sind zwar vorhanden, ich bin aber trotzdem davon überzeugt, dass wir überleben.

Dazu bedarf es wohl einer breiten Akzeptanz. Kommt die Oper denn auch beim einfachen Bürger an?

Stampler-Brown: Mehr denn je. Heute ist das Publikum sehr viel gemischter als früher.

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