Analyse: Erstklassiges Theater hat seinen Preis

Düsseldorf ist bei der Opernfinanzierung in der Pflicht

Mit einer spektakulären Inszenierung sorgt „Die Zauberflöte“ für ausverkaufte Vorstellungen in der Rheinoper. Auch Karten fürs Ballett von Martin Schläpfer sind heiß begehrt.

Mit einer spektakulären Inszenierung sorgt „Die Zauberflöte“ für ausverkaufte Vorstellungen in der Rheinoper. Auch Karten fürs Ballett von Martin Schläpfer sind heiß begehrt.

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Düsseldorf. Rund 25 Millionen Euro zahlt Düsseldorf im Jahr für die Oper. Das Schauspielhaus schlägt für die Stadt mit etwa zwölf Millionen Euro zu Buche. Bei diesen Summen wird es manchem Steuerzahler schwindelig, vor allem denen, die selten oder nie im Zuschauerraum sitzen. Und es wird noch teurer, wie sich in dieser Woche herausstellte. Die Stadt übernimmt für beide Häuser die Tarifsteigerungen bei den Personalkosten. Der Opernpartner Duisburg ist zu klamm, und der designierte Schauspielintendant Wilfried Schulz kommt ohne diese Zusicherung erst gar nicht.

Analyse: Erstklassiges Theater hat seinen Preis
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Haben sich die Düsseldorfer bei den Verhandlungen über den Tisch ziehen lassen? Oder ist es das wert? Ja, das ist es. Wochenlang ging es hin und her, bis die beiden Städte sich 2013 zum Glück auf einen Vertrag für die Rheinoper einigten. Und darin steht, dass Düsseldorf für die Tarifsteigerungen aufkommt. Diese Vereinbarung gilt bis 2017. Also ist die Landeshauptstadt in der Pflicht. Den Duisburgern muss aber auch klar sein, dass sie bald wieder tiefer in die Tasche greifen müssen, will man weiter Oper und Ballett auf diesem Niveau bieten. Bis Ende Juli müssen sich die Partner verständigen, wer zukünftig was bezahlt.

Wilfried Schulz soll als Schauspielintendant Erfolg bringen.

Wilfried Schulz soll als Schauspielintendant Erfolg bringen.

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Ein erstklassiges Musik- und Sprechtheater zu haben, ist längst nicht nur ein Genuss für die Besucher. Diese Häuser sind Orte, an denen Zusammenleben verhandelt wird. Professionelle Künstler loten Gefühlswelten aus und entwerfen Utopien. Im besten Fall so, dass sie Diskussionen provozieren, das Bild der Stadt und ihrer Bewohner hinterfragen. Es sind Orte, an denen sich Meinungen bilden. Ein gelungenes Beispiel zeigt etwa Regisseur Volker Lösch mit seiner „Ratten“-Inszenierung am Schauspielhaus, in der er Düsseldorfer Alleinerziehende zu Wort kommen lässt. Überaus politisch und kein bisschen provinziell.

Dass Düsseldorf zurzeit sogar über Deutschlands Grenzen hinweg als Ballettmetropole strahlt, gefällt zudem nicht nur denen, die Martin Schläpfers Choreographien schätzen. Mit Erfolg schmückt man sich gerne. Eine blühende Kulturszene ist ein Wirtschaftsfaktor, der auch die Kosten für die Kultur in neue Relationen setzt.

Was dürfen die Düsseldorfer also von ihren hoch subventionierten Häusern erwarten? Dass dort Schauspiel, Oper und Ballett präsentiert wird, mit dem die Menschen in der Stadt etwas anfangen können. Schulz hat in Dresden gezeigt, dass er das kann. Auch in Frankfurt wurde das Schauspiel mit einem neuen Intendanten wieder zum Lieblingskind. Es geht also.

Wer in der Oper eine der begehrten Karten für die spektakuläre „Zauberflöte“ ergattert, erkennt, dass hier nicht etwa ein exklusives Vergnügen für einen elitären Zirkel geboten wird. Das Publikum ist bunt. Bei „Xerxes“ ist es nicht anders — ab April steht er wieder auf dem Spielplan. Das sind nur zwei Beispiele. Diese Kunst hat eben ihren Preis.

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