Apollo Varieté: Festakt mit trüben Aussichten

Varieté-Chef Bernhard Paul warnt bei der Jubiläumsgala vor dem „Gema-Schock“.

Düsseldorf. Eigentlich war am Mittwochabend unter der Kniebrücke alles festlich gestimmt im restlos gefüllten Apollo-Varieté: Das geladene Publikum freute sich auf die Gala-Vorstellung anlässlich des 15-jährigen Bestehens am Rhein.

Doch als zu Beginn der Chef die Bühne betrat, wurde es erst einmal ernst. Bernhard Paul erinnerte nicht nur an die schwierige Bauphase, bis sein Roncalli’s-Varieté am 17. Oktober 1997 unter der Kniebrücke auferstehen konnte (insgesamt besteht das Apollo nunmehr seit 113 Jahren in Düsseldorf).

Er malte ein bedrohliches Zukunftsszenario an die Wand. „Die Gema startet einen Generalangriff, der auch uns in Existenznot stürzt. Bislang zahlen wir 100 000 Euro für die Musikrechte, im nächsten Jahr sollen es 600 000 sein.“ Das sei nicht einzusehen und er werde mit aller Macht diesen Kampf aufnehmen, „damit das Apollo und Roncalli am Leben bleiben“, sagte Paul.

Natürlich war das auch ein verkappter Hilferuf des künstlerischen Leiters an seine Ehrengäste, darunter etliche Politiker. Doch gerade von denen fühlt er sich ein bisschen im Stich gelassen. Wehmütig erinnerte er an Johannes Rau, der dem Nachbar Apollo in seiner Zeit als NRW-Ministerpräsident von Anfang an zur Seite gestanden habe.

„Er war unser Schutzheiliger. Jetzt habe ich bei Hannelore Kraft vergeblich versucht, wenigstens einen Fünf-Minuten-Termin zu bekommen“, sagte Paul. Nicht umsonst begrüßte er Christina Rau, die Witwe des Ex-Bundespräsidenten, als einzigen Gast namentlich.

Das von Olli Materlik witzig moderierte feurige Jubiläumsprogramm vertrieb dann freilich flott alle Sorgen: Der Argentinier Paul Ponce zeigte in ekstatischen zehn Minuten wieder einmal, was man alles mit einem Fußball, fünf Kegeln oder Hüten anstellen kann — auch wenn es nicht zu glauben ist.

Kaum unspektakulärer die Fuß-Ball-Jonglage einer Selyna Bogino, die Handstandakrobatik eines Oleg Izossinov oder die Trapez-Zaubereien des Duos Artemiev. Sehr lustig dazwischen die beiden „KGB-Clowns“ Edouard und Sergej.

Das und noch einiges mehr ließen sich vor allem viele alte Freunde des Hauses nicht entgehen: Ex-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets, Ex-Innenminister Fritz Behrens, Hans Schwarz, der frühere Sparkassenchef, oder Architekt Niklas Fritschi. Dazu Dolly Buster, Reiner Calmund, Bürgermeister Friedrich Conzen und Polizeipräsident Herbert Schenkelberg.

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