Besitzer lassen Hauswand besprühen

Graffiti in schön: Düsseldorf ist im September erstmals Bühne für lokale und internationale Streetart-Künstler.

Düsseldorf. Eigentlich ist es eine schicke Angelegenheit, bei Vernissagen Schampus an Wollmütze serviert zu bekommen. Will heißen: Die eher feine Gesellschaft von Kunstinteressierten hat es hin und wieder ganz gern, wilde Streetart-Künstler um sich zu scharen, die sie in der Tiefe der berüchtigten Graffiti-Szene beheimatet weiß. Das Interesse an diesen talentierten Anarchos steigt mit dem Wert ihrer Werke.

Klaus Klinger setzt ein breites Grinsen auf, wenn er diesen Unsinn hört. Der ehemalige Schüler Gerhard Richters und heutige Chef von Farbfieber arbeitet als Sprayer seit 35 Jahren im öffentlichen Raum und kann mit solchen Irrwegen nichts anfangen.

Aber weil sie ihn beschäftigen, verfolgt er um so stärker ein Ziel: die Anerkennung von Streetart als Kunstform. Gut möglich, dass diese Botschaft in diesem Jahr zum ersten Mal so richtig durchdringt. Denn im September wird in Düsseldorf das erste Streetart-Festival „40°C Urban Art Festival“ stattfinden.

Organisiert wird die Veranstaltung von Klaus Klinger, Klaus Rosskothen von der Galerie Pretty Portal und dem Verein Düsseldorfer Künstler. Ratsfrau Cornelia Mohrs, die für die SPD im Kulturausschuss und im Beirat für bildende Kunst sitzt, unterstützte das Vorhaben von Anbeginn an. Sie machte sich für einen finanziellen Zuschuss stark und hatte damit auch Erfolg.

An ausgewählten öffentlichen Adressen im Stadtgebiet wird zeitgenössische Kunst aus den Bereichen Streetart, Video, Installation, Theater und Musik einem breiten Publikum präsentiert. Die ersten Wände und Mauern stehen für die Aktion schon bereit — etwa an der Ludenberger Straße 44, der Blücherstraße 2 und 6 und der Ellerstraße.

Wie Scouts sind Vera und Eve Sattler vom Verein Düsseldorfer Künstler durch die Stadt gezogen, haben geeignete Flächen gesucht und die Immobilienbesitzer angeschrieben. „Einige wollten die Entwürfe der Künstler vorher sehen, aber das war es auch schon. Von denen, die wir erreicht haben, hat keiner abgelehnt“, sagt Eve Sattler. Insgesamt zwölf Flächen sollen gestaltet werden, ein paar werden also noch gesucht.

Düsseldorfer Künstler wie L.E.T., Farbfieber und die Majo Brothers nehmen sich die Hauswände vor, aber auch deren internationale Kollegen wie Pixel Pancho aus Turin und BTOY aus Barcelona, die sich als eine der wenigen Frauen in der Streetart-Szene einen Namen gemacht hat. Dass Beton und Putz also in guten Händen sind, versichern die Festival-Veranstalter.

Auch ihnen missfällt so manches, was aus der Dose kommt. „Klar gibt es Wandbemalung, die auch ich nicht will. Deshalb haben wir ja große Künstler eingeladen, die mit Graffiti angefangen, aber sich weiterentwickelt haben“, sagt Rosskothen.

Deren Arbeit wird von Bands unterstützt. Musik ist jedoch nur ein Part des Begleitprogramms. Überdies ist man mit den Düsseldorfer Filmkunstkinos im Gespräch über Filmvorführungen. Es wird Streetart-Stadtrundgänge und Vorträge geben und Workshops für Kinder und Jugendliche, welche das Sprayen und das Malen mit Schablonen lehren.

Das Zakk und die Kulturvereine damenundherren sowie die Brause beteiligen sich an dem Festival. „Streetart gehört zu unserer Stadt“, sagt Klaus Rosskothen. „Und das möchten wir mit diesem Festival zeigen.“

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