Christof Seeger-Zurmühlen will im Jungen Schauspielhaus neue Strukturen schaffen

Christof Seeger-Zurmühlen leitet das Junge Schauspielhaus. Die WZ traf den Regisseur und Schauspieler zum Gespräch.

 Christof Seeger-Zurmühlen will im Jungen Schauspielhaus neue Strukturen schaffen
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Herr Christof Seeger-Zurmühlen, seit Beginn der laufenden Spielzeit leiten Sie das Junge Schauspielhaus. Mit der Spielzeit 2016/17 wird Stefan Fischer-Fels wieder die künstlerische Leitung übernehmen. Welche Rolle spielen Sie künftig im Leitungsteam?

Christof Seeger-Zurmühlen: Zum einen geht es uns darum, eine neue Struktur zu schaffen, um das Modell einer Bürgerbühne aufzubauen und umzusetzen. Das heißt also auch um die Suche nach geeigneten Stoffen, Stücken, Formaten und Räumen. Zudem werde ich meine bisherige Arbeit als Theaterregisseur fortsetzen und neben Stefan Fischer-Fels als Gestalter in allen Bereichen fungieren. Wir begreifen uns als Team und wollen die Aufgaben gemeinsam angehen. Darauf freue ich mich.

Sie wollen gemeinsam eine Bürgerbühne aufbauen. Geht es im Jungen Schauspielhaus dann nicht mehr um Kinder und Jugendliche?

Seeger-Zurmühlen: Doch. Für Kinder, Jugendliche und für ein generationenübergreifendes Publikum wird weiter Theater gemacht. Wir planen rund sechs Produktionen pro Spielzeit mit einem eigenen, professionellen Schauspielerensemble. Das Modell der Bürgerbühne ist eine zusätzliche Plattform. Dabei geht es um die Idee, mit nicht professionellen Spielern professionelle Theaterarbeit zu machen — den Bürgern eine Bühne zu schenken.

Viele Ihrer Vorstellungen sind ausverkauft. Wie ziehen Sie die Zuschauer ins Theater?

Seeger-Zurmühlen: Das ist wie in einem guten Restaurant, die Zutaten auf und hinter der Bühne müssen stimmen. Relevante Stoffe, zündende Ideen und deren konsequente Umsetzung. Das Ambiente im Theater ist wichtig und die Menschen, die dafür stehen. Mit welcher Sorgfalt und Liebe das ganze Team hier im Haus agiert, ist überwältigend. Die Zeit im Theater wird so für alle zu reichhaltiger (Lebens-)Zeit.

Was läuft in bestimmten Altersgruppen am besten?

Seeger-Zurmühlen: Die Familienstücke „Rrr.käppchen“ und „Irgendwie Anders“. Für junge und ältere Erwachsene „Tschick“ nach dem Bestsellerroman von Wolfgang Herrndorf.

Wo steht das Junge Schauspielhaus mit seinen Produktionen im NRW-Vergleich?

Seeger-Zurmühlen: Ich finde es generell schwierig, Kunst vergleichen zu müssen. Logisch, wir haben einen hohen künstlerischen Anspruch an uns selbst, wollen das Publikum erreichen und mit jeder neuen Produktion ein nie da gewesenes Wunder vollbringen. Dafür haben wir derzeit ganz ordentliche Voraussetzungen. Aber: Mal gelingt ein Wurf, mal scheitert man. Das Entscheidende ist, vollen Einsatz zu zeigen.

Wie schätzen Sie insgesamt das Niveau in NRW ein?

Seeger-Zurmühlen: NRW hat die größte Theaterdichte aller Bundesländer. Die Kinder- und Jugendtheaterszene ist vielfältig und umtriebig. Einige Theater und Gruppen reisen mit ihren Produktionen durch die Republik und die ganze Welt. Die drei Düsseldorfer Häuser, die das Westwind-Festival ausrichten, spiegeln auf lokaler Ebene die große Vielfalt des Kinder- und Jugendtheaters in Nordrhein-Westfalen wider: Es herrscht ein befruchtendes Miteinander — man gibt sich gegenseitig Impulse.

Was ist in Düsseldorf anders als an anderen Häusern?

Seeger-Zurmühlen: Das Junge Schauspielhaus hat zehn feste Ensemblemitglieder. Davon träumt manches Stadttheater. Wir spielen auf drei Bühnen etwa 250 Vorstellungen in der Spielzeit. Es ist in seinen Möglichkeiten außergewöhnlich, und das sollte das Publikum ausnutzen.

Was ist der Vorteil eines eigenen Ensembles?

Seeger-Zurmühlen: Das Gesicht des Theaters sind die Schauspieler. Wenn Sie sich mit einem Haus, einer Vision identifizieren können, dann kann Großartiges gelingen.

Wie reagieren Sie auf die veränderten Kommunikations-Gewohnheiten der Jugend?

Seeger-Zurmühlen: Hinhören und Hinschauen. Eine Jugendkultur ist auch immer eine Sprachkultur. Die gilt es zu beleuchten. Codes von jungen Menschen kennenzulernen, ist hochspannend und macht unglaublichen Spaß. Ich finde, man muss sich im Theater auch mit digitalen Welten befassen, aber nicht aus der Panik heraus. Am Ende wird Theater in seiner ursprünglichen Form nie außer Mode kommen, da bin ich mir sicher.

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