Düsseldorf Das neue NRW-Forum

Alain Bieber versucht mit seinem ersten Jahresprogramm, ein möglichst breites Feld abzudecken — von Fotokunst bis Internettrash.

Düsseldorf. Es war die vermutlich rascheste Jahrespressekonferenz eines Ausstellungshauses, die es in Düsseldorf je gegeben hat. Als Alain Bieber, seit April Leiter des NRW-Forums, am Montag sein Programm des kommenden Jahres präsentierte, brauchte er bloß etwas mehr als eine halbe Stunde, bis er fertig war. Vier Künstler-Ausführungen inklusive. Bieber, der um der Kunst willen gerne beim Guerilla-Marketing und in dessen Wirkungskreis aus den Vollen schöpft, wurde angekündigt als einer, der das publikumswirksame Konzept seiner erfolgreichen Vorgänger im NRW-Forum mindestens fortführen werde: modern, einfallsreich und dem Rhythmus des Hier und Jetzt verpflichtet. In diesem Sinne gab Bieber also Gas.

Lost geht es am 11. Februar, zum Auftakt des „Düsseldorfer Photo Weekend 2016“ mit Horst P. Horst (1908-1999). 250 Werke des Vogue-Fotografen, der auch Salvator Dali, Marlene Dietrich und Rita Hayworth in Szene setzte, sind zu sehen, daneben Briefe, die das Privatleben des deutschstämmigen Amerikaners dokumentieren.

Horst machte künstlerisch vor allem durch Schwarz-Weiß-Aufnahmen, etwa in den 1930er Jahren, von sich Reden. Seine Licht- und Schatten-Kompositionen soll er, heißt es, manchmal derart auf die Spitze getrieben haben, dass die Bosse der Modezeitschrift schimpften, was Horst allerdings nicht weiter scherte. Galt er doch als der Zeremonienmeister der Glamourszene. Und die mochte sich auf seinen Fotos genau so, wie Horst sie haben wollte.

Ebenfalls eine Retrospektive widmet Bieber dem weit gereisten Düsseldorfer Künstler Horst Wackerbarth. Nahezu überall auf der Welt hat er sein rotes Sofa aufgestellt, Menschen darauf Platz nehmen lassen und sie fotografiert. Für die Ausstellung im NRW-Forum vom 17. September bis 30. Oktober jedoch porträtiert er seine Heimat. Anlass ist der 70. Geburtstag Nordrhein-Westfalens. „Meine Generation hat sich jahrelang vor einer Auseinandersetzung mit dem Begriff ,Heimat’ gefürchtet“, sagte der 65 Jahre alte Wackerbarth gestern. Deswegen zog er wohl los und erforschte viele Jahre in der Fremde, was den Menschen dort Heimat bedeutet. „Das Sofa ist Symbol für ein Zuhause“, sagt er. „Und jetzt kommt es nach Hause.“

Schön schräg klingt die neue Veranstaltungsreihe „Internet-stadl“, mit der Bieber Netzphänomene in den realen Raum bringen will. Zum ersten Termin am 19. Februar findet ein Katzenvideo-Festival statt — aus den USA importiertes und dort gefeiert. „Katzen scheinen die Menschen zu beruhigen“, sagt Bieber. „Als Brüssel von der Terrorwarnung lahmgelegt wurde, wurden im Netz zahlreiche Katzenfotos und -filme gepostet. Das ist ein interessantes Phänomen.“

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